Ein Liberaler als Kardinal: Das Erbe von Franz König

Kardinal Franz König
Kardinal Franz König(c) APA/Robert Schlager (Roland Schlager)
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Vor fünf Jahren starb der langjährige Wiener Erzbischof Franz König. Seine Einstellung zu Dialog und Gewissen wirkte über die Kirche hinaus: Für viele war er der "Herzenskardinal".

"Brückenbauer" wurde er genannt, "Herzenskardinal" und "der rote Kardinal": Vor fünf Jahren, am 13. März 2004, ist der langjährige Wiener Erzbischof Kardinal Franz König gestorben. Er machte sich für den Dialog mit den Ostkirchen stark, scheute nicht die Auseinandersetzung mit den Sozialdemokraten und schrieb an der Mariatroster Erklärung mit, wonach jeder Einzelne auch bei der Entscheidung über Verhütung seinem Gewissen folgen müsse. Mit dem Buch "Woher komme ich? Wohin gehe ich? Anregungen für ein angstfreies Leben" (Styria Verlag) erscheint ein Rückblick auf Königs Wirken, das die katholische Kirche in Österreich nachhaltig geprägt hat.

Die Diözese Wien feiert am Freitag um 18.00 Uhr einen Gedenkgottesdienst im Wiener Stephansdom mit dem Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari, dem Präsidenten der Kardinal-König-Stiftung. Passend zum Wirken von Kardinal König als Seelsorger findet tags darauf ein Symposion im Kardinal-König-Haus zum Thema "Gewissen - Freiheit und Verantwortung in Zeiten von Krise und Beliebigkeit" statt. Ab 9.30 Uhr werden der Theologe Clemens Sedmak, der Berliner Rabbiner Walter Homolka und der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide, der jüngst durch eine Studie über islamischen Religionsunterricht Aufsehen erregte, über das Gewissen jeweils aus der Sicht ihrer Religion sprechen.

König war einer der bedeutendsten Wegbereiter der Ökumene, vor allem des Dialoges mit den Ostkirchen. Er hat in Österreich maßgeblich zur Aussöhnung zwischen Sozialdemokratie und Kirche beigetragen. Bemüht war er um gute Kontakte zu allen politischen Lagern. Als einer der ersten hohen katholischen Würdenträger gelang es ihm, zur SPÖ - vor allem zu Bundeskanzler Bruno Kreisky und zum Wiener Bürgermeister Helmut Zilk - ein gutes Gesprächsklima aufzubauen, was ihm in konservativer gesinnten Kreisen den Beinamen "der rote Kardinal" eintrug.

Bescheidener Kandidat bei Papst-Wahl

Fast drei Jahrzehnte lang - vom 17. Juni 1956 bis 16. September 1985 - leitete König die Erzdiözese Wien, eine der größten Diözesen der Welt. Von 1965 bis 1980 stand er dem päpstlichen Sekretariat für die Nichtglaubenden vor. Zwei Mal gehörte er zum engeren Kandidatenkreis für den Stuhl Petri. Er sei aber nicht aus jenem Holz, aus dem Päpste geschnitzt werden, meinte er einmal bescheiden.

Zu politischen Fragen erhob König wiederholt seine Stimme. Beim Lichtermeer vor dem Ausländer-Volksbegehren der FPÖ 1993 warnte er davor, Gräben aufzureißen. Vor der EU-Volksabstimmung 1994 machte er aus seiner persönlichen Zustimmung kein Hehl, warnte aber davor, die Diskussion auf die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile zu reduzieren. Sein überzeugtes Engagement gegen die Fristenlösung zum Thema Abtreibung blieb ohne Erfolg.

Franz König wurde am 3. August 1905 im niederösterreichischen Warth (Diözese St. Pölten) als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Er besuchte das Stiftsgymnasium Melk und studierte anschließend in Wien und Rom, wo er sowohl ein Doktorat der Theologie als auch der Philosophie erwarb. Am 27. Oktober 1933 wurde er in Rom zum Priester geweiht. In seiner Heimatdiözese St. Pölten war er ab 1935 als Kaplan in verschiedenen Pfarren tätig, in der Nazi-Zeit als Domkurator in St. Pölten, 1945 wurde er Religionsprofessor in Krems. 1952 wurde König Bischof-Koadjutor, 1958 in das Kardinalskollegium berufen. 1980 reichte er in den Rom seinen Rücktritt als Erzbischof von Wien ein. Sein Nachfolger wurde dann 1986 Hans Hermann Groer. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorate im In- und Ausland zeugten von der hohen Wertschätzung, die ihm entgegengebracht wurde.

(APA/Red.)

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