Papst: "Wer meine Mutter beleidigt, erwartet einen Faustschlag"

Papst Franziskus erreicht die Philippinen. Seine Kopfbedeckung hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits verabschiedet.
Papst Franziskus erreicht die Philippinen. Seine Kopfbedeckung hat sich zu diesem Zeitpunkt bereits verabschiedet.(c) REUTERS
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"Meinungsfreiheit hat Grenzen" sagte der Papst im Flugzeug nach Manila, wo den Franziskus von Tausenden Gläubigen empfangen wurde.

Papst Franziskus ist zur zweiten Station seiner Asienreise auf den Philippinen gelandet. Von Donnerstag bis Montag bereist er die Philippinen - das Land mit der größten katholischen Gemeinde Asiens. Zu einer Freiluftmesse in der Hauptstadt Manila am Sonntag werden bis zu sechs Millionen Gläubige erwartet. Mehr als 80 Prozent der Philippiner sind Katholiken.

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Meinungsfreiheit hat Grenzen

Auf dem Weg in die Haupstadt Manila hat der Papst mit einem Statement zu den Anschlägen von Paris Aufsehen erregt. Die Meinungsfreiheit hat nach Ansicht von Papst Franziskus auch ihre Grenzen - vor allem, wenn sie religiöse Gefühle anderer verletzt. Jeder Mensch habe nicht nur die Freiheit, sondern auch die Pflicht, im Namen des Gemeinwohls seine Meinung zu sagen, sagte der Pontifex im Flugzeug.

Man dürfe aber niemanden beleidigen oder in seinem Glauben herausfordern, zitierte die Nachrichtenagentur Ansa den Papst weiter. Denn "jede Religion hat ihre Würde"." Wenn Dr. Gasbarri (der Reiseorganisator des Papstes), mein lieber Freund, meine Mutter beleidigt, erwartet ihn ein Faustschlag. Denn man kann den Glauben der anderen nicht herausfordern, beleidigen oder lächerlich machen."

"Man darf im Namen Gottes nicht töten"

Das Oberhaupt der Katholiken betonte mit Blick auf die Anschläge islamistischer Attentäter auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und einen koscheren Supermarkt, dass man im Namen der Religion nicht töten dürfe. "Das, was gerade passiert, erstaunt uns. Aber denken wir immer an unsere Geschichte, wir haben große Religionskriege gehabt, denken Sie an die Bartholomäusnacht. Wir sind auch Sünder, aber man darf im Namen Gottes nicht töten. Im Namen Gottes zu töten ist eine Verirrung."

Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hatte in ihrer ersten Ausgabe seit den Anschlägen in Paris mit insgesamt 17 Toten die Karikatur eines weinenden Propheten Mohammed auf ihr Titelblatt gedruckt. Dieser hält ein Schild mit der Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in den Händen, über der Zeichnung steht "Alles ist vergeben". Die Karikatur sorgte in der muslimischen Welt für teils scharfe Kritik.

Freundlicher Empfang

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Tausende Kinder waren am Donnerstag in Manila am Flughafen, um das Oberhaupt der katholischen Kirchen mit Tänzen und Gesängen zu empfangen. In der Innenstadt standen Zehntausende seit den frühen Morgenstunden, um einen Platz entlang der Route zu ergattern, die der Papst in die Stadt nimmt.

In der besonders schwer vom Taifun "Haiyan" betroffenen Stadt Tacloban 850 Kilometer südlich von Manila feiert der Papst am Samstag eine Messe und trifft sich mit Überlebenden und Opfer-Angehörigen des Wirbelsturms, dem im November 2013 mehr als 6000 Menschen zum Opfer fielen. 

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Wind fegt Papst Scheitelkäppchen vom Kopf

Papst Franziskus hatte den philippinischen Boden noch nicht betreten, da fegte ihm ein frischer Wind das Scheitelkäppchen vom Kopf. Kaum hatte sich die Flugzeugtür am Donnerstag bei seiner Ankunft in Manila geöffnet, riss ihm eine Böe den Pileolus weg.

Die Kopfbedeckung segelte im hohen Bogen von der Treppe hinunter auf den Boden. Franziskus versuchte vergeblich, das weiße Käppchen festzuhalten. Der Papst begrüßte Präsident Benigno Aquino und Würdenträger mit wehenden Haaren. Erst zehn Minuten später zauberte ein Bischof eine neue Kopfbedeckung hervor.

Heimatgefühle für den Pontifex

Papst Franziskus dürfte auf den Philippinen Heimatgefühle bekommen. Spanische Anklänge gibt es überall: Das Land war mehr als 300 Jahre spanische Kolonie. Auf der Speisekarte findet der Papst "albondigas", Fleischlaibchen, und "chicharron", gebratene Schweineschwarte. Auch die Amtssprache Tagalog dürfte dem Papst vertraut sein: Die Zahnbürste, "cepillo de dientes" auf Spanisch, heißt hier "cepilyo", das Auto, "el coche", ist in Tagalog zu "kotse" geworden.

Die Philippinen

Die Philippinen sind ein Staat mit mehr als 7000 Inseln. Weitere Eckdaten:

  • knapp 300 000 Quadratkilometer groß
  • nach dem spanischen König Philipp II. (1527-1598) benannt
  • 107 Millionen Einwohner
  • Hauptstadt Manila (11,5 Millionen Einwohner)
  • hohes Bevölkerungswachstum von 2 Prozent im Jahr
  • 83 Prozent Katholiken, 8 Prozent andere Christen, 5 Prozent Muslime
  • mehr als 30 Millionen Arme leben von maximal 1,50 Euro am Tag

(APA/dpa/susa)

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