Islam wächst bis 2050 am meisten

Zwei Frauen zuenden am 30 03 2015 in der Grabeskirche in Jerusalem Kerzen an In der Grabeskirche be
Zwei Frauen zuenden am 30 03 2015 in der Grabeskirche in Jerusalem Kerzen an In der Grabeskirche be(c) imago/epd (imago stock&people)
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Der Anteil der Unreligiösen an der Weltbevölkerung sinkt laut Studie, die großen Religionen wachsen weiter, allen voran Islam und Christentum.

Verschwindende Religionen? Von wegen. Sieht man vom kleinen Sonderfall Europa ab, blühen die Religionen in der Zukunft kräftig weiter – und zwar gerade die großen, institutionalisierten Religionen. Das besagt eine Studie des renommierten Pew Research Centre, die erste in dieser Größenordnung, die die Zukunft der großen Weltreligionen vorherzusagen versucht. Bis 2050 soll demnach fast jeder Dritte auf der Welt Muslim sein und der Anteil von Muslimen und Christen an der Weltbevölkerung ungefähr gleich. Das Christentum wächst nach dem Islam am meisten, auch Hinduismus und Judentum wachsen, nur der Buddhismus stagniert. Und der Prozentsatz derer, die keiner Religion angehören, sinkt sogar– von 16 Prozent (2010) auf 13 Prozent.

Grundsätzlich sind solche Zukunftsvorhersagen natürlich mit Vorsicht zu genießen. Das Pew Research Centre, ein unparteiischer Fact Tank mit Sitz in Washington, scheint aber zumindest das Menschenmögliche getan zu haben: Sechs Jahre lang hat man Daten aus über 200 Ländern und Regionen gesammelt, hat das Alter der jeweiligen Bevölkerungen, die Fruchtbarkeits- und Sterberaten, Migrationen und Konversionen analysiert. Die Studie leitet Trends aus der Gegenwart ab, gewisse mögliche Veränderungen bleiben unberücksichtigt: Wenn etwa Frauen in muslimischen Ländern gebildeter werden und mehr arbeiten, könnten auch die muslimischen Geburtenraten sinken. Und natürlich können die Wissenschaftler keine Riesenkatastrophen wie globale Kriege, Seuchen oder den Zusammenbruch des Wirtschaftssystems vorhersehen.

Rettung der Christen: Afrika

Erst kürzlich wurde eine andere Studie („The Status of Global Christianity“) veröffentlicht, die ebenfalls Vorhersagen bis 2050 macht, allerdings nur für das Christentum. Afrika zeigt sich da als Zukunftskontinent des Christentums – Mitte des Jahrhunderts werden dort laut Studie so viele Christen leben wie in Südamerika und Europa zusammen. (Dem Pew Research Centre zufolge werden 40 Prozent aller Christen 2050 in Afrika südlich der Sahara leben, und Nigeria wird mehr Christen haben als jedes andere Land außer den USA und Brasilien). Zweiter starker Trend ist die besondere Ausbreitung der charismatischen und der Pfingstbewegung: Sie zählen zu den am schnellsten wachsenden religiösen Gruppen weltweit. (sim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2015)

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