Homosexuellen-Verbände: "Vatikan gleicht Uganda"

Homosexuellen-Verbände:
Homosexuellen-Verbände: "Vatikan gleicht Uganda"REUTERS
  • Drucken

Der offen homosexuell lebende Diplomat Laurent Stefanini wurde vom Vatikan nicht als neuer französischer Botschafter akkreditiert.

Italienische Homosexuellenverbände attackieren den Vatikan, der die Akkreditierung des offen homosexuell lebenden Diplomaten Laurent Stefanini als neuen französischen Botschafter beim Heiligen Stuhl ablehnt. "Keine Überraschung, sondern viel Wut: Der Vatikan gleicht Uganda", kritisierte der Chef des Homosexuellenverbands Arcigay, Flavio Romani.

"In Uganda werden Schwulen und Lesben in Gottes Namen von fanatischen Kirchen verfolgt, die von Rechtsextremisten inspiriert sind. Im Vatikan werden Homosexuelle trotz ihrer Qualitäten abgelehnt", so Romani. Stefanini sei Opfer von "Diskriminierung". "Wer einen Menschen aufgrund seiner sexuellen Orientierung ablehnt, stellt sich auf das Niveau derjenigen, die heilige Kriege führen", so Romani.

Als "rassistisch" bezeichnete der Präsident des Homosexuellenverbands Gaynet Italia, Franco Grillini, die Position des Vatikans bezüglich des französischen Diplomaten. Dabei habe Stefanini sogar die Unterstützung des Erzbischofs von Paris, Kardinal Andre Vingt-Trois, so Grillini.

Auf "inoffizielle Weise" zum Verzicht auf Amt aufgefordert

Offiziell wollte sich das vatikanische Presseamt nicht zu dem Vorgang äußern. Stefanini war im Jänner in Paris als nächster Vertreter Frankreichs beim Heiligen Stuhl nominiert worden. Seither gab es vom Vatikan keine Bestätigung. Die katholische Webseite "Vaticaninsider" berichtete, dass der apostolische Nuntius in Paris, Erzbischof Luigi Ventura, am 5. Februar Stefanini getroffen und ihn auf inoffizielle Weise zum Verzicht auf sein Amt aufgerufen hatte. Der Diplomat antwortete dabei, dass er auf eigene Initiative nicht auf den Posten verzichten wolle, für den er von der französischen Regierung designiert worden sei.

Laut Medienberichten will Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande an Stefanini festhalten. Der 55-Jährige war bereits von 2001 bis 2005 als Botschaftsrat in der französischen Vertretung beim Heiligen Stuhl tätig. Derzeit ist er Protokollchef im Elysee-Palast. Er ist praktizierender Katholik und gilt als ausgewiesener Experte für Religionsfragen. Laut der Zeitung "La Repubblica" genießt dieser auch die Unterstützung des französische Kurienkardinals Jean-Louis Tauran. Katholische Kritiker in Frankreich werfen Präsident Hollande indes gezielte Provokation vor.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.