Katholische Kirche. Rundum Lob und Zufriedenheit mit den Papst-Ernennungen: Wilhelm Krautwaschl (52) wird für Graz, Werner Freistetter (62) für das Bundesheer Bischof.
Wien. Zunächst fällt bei der Ernennung zweier neuer österreichischer Bischöfe auf, was alles nicht eingetreten ist: keine Polarisierung, keine Aufregung, keine Kritik. Am Dienstag hat die Regierung auch anstandslos die Ernennungen durch Franziskus durchgewinkt. Nun steht also nicht einmal mehr theoretisch etwas der Bischofsweihe von Wilhelm Krautwaschl für Graz und Werner Freistetter für die Militärdiözese im Wege (die „Presse“ berichtete im Großteil der Dienstag-Ausgabe).
Praktisch hat ohnedies noch nie eine Regierung Einwände politischer Natur gegen eine derartige römische Entscheidung erhoben, wie das laut Konkordat (Artikel IV, Paragraf2) möglich wäre – freilich ohne zwingende, den Papst bindende Konsequenz. Die Entscheidungen, die wohl heute, Mittwoch, offiziell vom Vatikan bekannt gegeben werden, tragen leicht erkennbar die Handschrift des Papstes. Der 52-jährige Krautwaschl, bisher Leiter der Ausbildungsstätten der steirischen Diözese, gilt als humorvoll, volksnah und guter Prediger.
In der Priester-WG
Und, ähnlich wie Franziskus, der im vatikanischen Gästehaus statt im Apostolischen Palast lebt, liebt er die (Wohn-)Gemeinschaft. Krautwaschl hat eine Priester-WG gebildet.
Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) meinte, Krautwaschl kenne als Steirer die Verhältnisse des Landes und seiner ihm anvertrauten Gläubigen genau. Vizelandeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) prophezeite, der Neue werde ein „Bischof der Mitte und des Dialogs“ sein. Franz Küberl, Chef der steirischen Caritas, würdigte Krautwaschl als „fromm und lebenstüchtig“. Und die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer, meinte, die Bestellung der beiden Priesterpersönlichkeiten ins Bischofsamt sei ein „klares Signal für eine dialogfähige und weltoffene Kirche, die gleichzeitig ihre feste Verwurzelung im Evangelium nicht vergisst“.
Der künftige Bischof wurde in Gleisdorf geboren. Theologie studierte er in Graz. 1990 schloss Krautwaschl dieses ab und wurde Priester.
Der gebürtige Linzer Freistetter ist seit 2006 als Bischofsvikar in der Militärdiözese unter anderem für internationale Beziehungen zuständig. Er diente als Militärseelsorger am Golan und in Bosnien und Herzegowina. (d.n./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2015)