Friedensbotschaft für den Balkan

Pope Francis celebrates a mass during the feast of Corpus Christi at St. Giovanni in Laterano Basilica, in Rome
Pope Francis celebrates a mass during the feast of Corpus Christi at St. Giovanni in Laterano Basilica, in Rome(c) REUTERS (MAX ROSSI)
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Papst in Bosnien. Die Sorge vor Attentatsversuchen der Terrorgruppe IS wirft einen Schatten auf die Visite von Franziskus in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo.

Belgrad/Sarajewo. Der Besuch bewegt die Massen: Zumindest die katholischen, meist kroatischen Gläubigen im zerrissenen Vielvölkerstaat Bosnien und Herzegowina sehnten die heutige Eintagesvisite von Papst Franziskus in Sarajewo herbei. Der Papst werde Bosnien und Herzegowina aus dem Vergessen und der internationalen Anonymität holen, frohlockt Kardinal Vinko Puljić: „Dieses Land braucht positive Energien. Auch die Muslime freuen sich auf den Papst.“

Tatsächlich haben die beiden muslimischen Tischlermeister Edin und Salim Hajderovac aus Zavidović in ihrer Werkstatt monatelang an dem Eichenthron geschnitzt, auf dem Franziskus in Sarajewo Platz nehmen wird. Doch obwohl allein bei der Messe im Kosevo-Stadion 70.000 Gläubige auch aus dem benachbarten Kroatien erwartet werden, trübt die Sorge vor möglichen Attentatsversuchen den dritten Bosnien-Besuch eines Papstes. Selbst der abwiegelnde Vatikan hat den Erhalt von Drohungen von Aktivisten des sogenannten Islamischen Staats (IS) bereits bestätigt.

Der Papstbesuch sei für die Sicherheitskräfte „eine Herausforderung“, titelt das Internet-Portal „Klix“. Zwar wird die Zahl jugendlicher Islamisten auf dem Balkan, die in den Krieg nach Syrien und in den Irak gezogen sind, nur auf einige hundert geschätzt. Doch obwohl es – trotz ständiger Warnungen und Unkenrufe vor allem im benachbarten Serbien – in Bosnien und Herzegowina noch zu keinem Terroranschlag kam, finden islamistische Heilslehrer und Wahhabiten im verarmten Vielvölkerstaat zunehmend an Gehör. Es grassiert die Angst vor einem wirren Einzeltäter.

Wahhabiten-Dorf

Erst vergangenen Monat hatte ein jugendlicher Islamist die Polizeistation im ostbosnischen Zvornik angegriffen. 2011 hatte in Sarajevo ein bewaffneter Wahhabit weltweit für Medienwirbel gesorgt, als er die US-Botschaft am helllichten Tag mit einem Gewehr beschoss. In die Schlagzeilen gerät auch regelmäßig das bosnische Wahhabiten-Dorf Gornja Maoča: Mehrfach wurde in dem Weiler bereits die Flagge des Islamischen Staates gesichtet.

„Friede sei mit Euch“, ist das Motto der Papstreise in das Land, das noch immer unter den Folgen des blutigen Krieges von 1992 bis 1995 leidet. Doch den friedvollen Ablauf seiner Visite wollen mehrere tausend Gesetzeshüter sowie heimische und auswärtige Geheimdienst-Mitarbeiter nicht dem Zufall überlassen. Im Stadtzentrum soll der Ausschank von Alkohol während des Besuchs limitiert oder ganz verboten werden. In einigen Straßen, durch die das Papamobil rollen wird, ist den Anwohnern aus Angst vor Scharfschützen strengstens untersagt, sich an Fenstern oder auf den Balkonen zu zeigen.

Auch die Kommentare auf den Web- und Facebook-Seiten würden sorgfältig auf mögliche Attentatsdrohungen hin überprüft, sagt der für den Papstbesuch verantwortliche Sicherheitskoordinator Mirsad Vilić: Alle Sicherheitsvorkehrungen würden auf „höchstem professionellen Niveau“ getroffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2015)

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