Umfrage: Deutsche Katholiken im Vergleich liberaler

Eine aktuelle Umfrage zeigt die Stimmunglage zu umstrittenen Themen in der katholischen Kirche.
Eine aktuelle Umfrage zeigt die Stimmunglage zu umstrittenen Themen in der katholischen Kirche.(c) REUTERS
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Zusammenleben ohne Trauschein? Segnung homosexueller Paare? Eine internationale Umfrage zeigt Unterschiede in der Akzeptanz.

Viele Katholiken insbesondere in Deutschland wünschen sich einer Umfrage zufolge einen anderen Umgang der Kirche mit homosexuellen Paaren oder wiederverheirateten Geschiedenen. Organisiert wurde die am Mittwoch präsentierte internationale Befragung von Theologiestudenten aus Münster und Berlin. Die nicht repräsentative Umfrage zeigte auch Unterschiede zwischen Gläubigen verschiedener Länder auf.

Anna und Tobias Roth von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und Sarah Delere von der FU Berlin erarbeiteten einen 26 Punkte umfassenden Fragebogen in sieben Sprachen, der in dutzenden Ländern und auch online verbreitet wurde. Von den mehr als 12.000 Rückmeldungen aus 42 Ländern seien etwa 10.700 auswertbar gewesen, sagte Delere. Mit knapp 7900 Teilnehmern waren Katholiken aus Deutschland mit Abstand am meisten vertreten.

In vielen Fragen, die auch bei der Bischofssynode zur Familie im Oktober im Vatikan zu den größten Streitthemen zählen dürften, gingen die befragten Katholiken auf Distanz zur offiziellen Lehre der Kirche. Das Zusammenleben ohne Trauschein bewerten demnach mehr als 80 Prozent der Katholiken in Deutschland als positiv. Lediglich in Polen sprachen sich 70 Prozent dagegen aus. In Südeuropa, Brasilien, und Nordamerika hielten sich Zustimmung und Ablehnung die Waage.

Deutschland liberaler als andere Länder

Die große Mehrheit der Befragten sprach sich außerdem für die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion aus, in Deutschland forderten dies knapp 90 Prozent der Umfrageteilnehmer. Auch im Umgang mit Homosexuellen wünschen sich laut der Umfrage viele Katholiken eine Abkehr von der bisherigen Lehre: Etwa 70 Prozent der deutschen Katholiken plädieren für eine Anerkennung und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. In Polen, Südeuropa und Brasilien wurde dies allerdings mehrheitlich abgelehnt. Bei der Frage nach einer kirchlichen Hochzeit homosexueller Paare ergab sich den Angaben zufolge "kein klares Bild".

Den verpflichtenden Zölibat der Kleriker sollte nach Ansicht der meisten Befragten abgeschafft werden. Mehr als 85 Prozent der deutschen Katholiken befürworten eine freiwillige Regelung. Ebenso groß ist in Deutschland die Zustimmung für die Einführung eines Frauen-Diakonats.

Die Umfrage sei zwar technisch gesehen nicht repräsentativ, erklärte Anna Roth. Sie gebe aber einen "umfassenden Einblick" in das Seelenleben der Katholiken, "und zwar aus der Mitte der Kirche". Die Studenten sehen ihre Studie als Ergänzung zu den Fragebögen des Vatikans zu den Themen Ehe, Familie und Sexualität, die zur Vorbereitung der Familiensynode an die Diözesen verschickt worden waren.

(APA/AFP)

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