Vatikan: (Letztes) Aufbegehren in der Kurie gegen den Papst

Papst Franziskus begrüßt Kardinäle.
Papst Franziskus begrüßt Kardinäle.(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Vor dem Treffen der Bischöfe aus aller Welt zum Thema Familie will ein Dutzend Kardinäle öffentlich den Status quo festschreiben.

Vatikanstadt. Verrat am Evangelium, „Rebellion gegen Gott“– so beurteilt Kurienkardinal Robert Sarah eine Zulassung von Geschiedenen, die neu geheiratet haben, zur Kommunion, in einem Interview mit der italienischen Zeitung „La Repubblica“. Genau dies wird ab Sonntag erneut und vorerst abschließend für drei Wochen im Vatikan von 300 Bischöfen und 100 Experten aus aller Welt debattiert. Der aus Guinea stammende Sarah ist Präfekt der vatikanischen Gottesdienstkongregation und gilt als einer der einflussreichsten Kardinäle Afrikas. Das Evangelium sage, was Gott vereint habe, dürfe der Mensch nicht trennen. Daran könne niemand etwas ändern, so der mächtige Kardinal. Sarah wies zurück, er wende sich gegen Papst Franziskus. Es wolle lediglich das Evangelium verteidigen. Mit der Behauptung, er wende sich gegen den Papst, habe man ihn „ungerechtfertigterweise und zutiefst verletzt“.

Jetzt liegt auch jenes Buch vor, in dem Sarah neben zehn weiteren Kardinälen einen Beitrag geschrieben hat. Das Werk ist eine Reaktion auf eine Linie, wie sie der frühere deutsche Kurienkardinal Walter Kasper in Ehe- und Familienfragen vertritt. Er hatte sich bei einem Vortrag vor den Bischöfen im ersten Teil der Synode auf Einladung des Papstes für Lockerungen etwa bei der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion ausgesprochen.

Die Kontroversen zwischen reformorientierten und konservativen Bischofsgruppen hat den Freiburger Erzbischof Stephan Burger jetzt zum Aufruf zu einer „sachlichen und ruhigen Debatte“ bewogen: „Mit Sorge sehe ich, wie Christen sich unversöhnlich vorwerfen, den Glauben und die Tradition der Kirche zu verraten oder das Leben und das Gewissen des Einzelnen nicht zu respektieren.“ Weil niemand dem Ideal eines christlichen Lebens ganz gerecht werde, gelte jedem Respekt und Achtsamkeit, so der Erzbischof. Auch bei strittigen Themen dürfe es nicht zu Spaltungen und Grabenkämpfen kommen.

„Homosexuelle Paare sind Rückschritt“

Kardinal Sarah wandte sich in dem aktuellen Interview zugleich gegen eine Öffnung der katholischen Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Solche Paare seien ein „Rückschritt der Kultur und der Zivilisation“. Sie seien „nicht nur ein Problem für die Kirche, sondern für die Menschheit“. Mit Blick auf die Bischofssynode kündigte er an, dass die afrikanischen Teilnehmer „den ideologischen Kolonialismus des Westens bekämpfen“ wollten, der die Lehre zu zerstören trachte. (red./kap)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2015)

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