Mit seinem Coming-out hat der 43-jährige Pole ein Erdbeben im Vatikan ausgelöst, ausgerechnet zum Beginn der Familiensynode.
Vereinzelt gab es schon Outings von Priestern - allerdings nie mit Lebenspartner vor der Kamera und derart heftigen Attacken in Richtung Vatikan. Doch Monsignore Krzysztof Charamsa wirkte, als sei ihm ein zentnerschwerer Stein vom Herzen gefallen, als er am Samstag in Rom vor die Presse trat. Locker und gelöst stand der 43-jährige polnische Priester in einem Restaurant unweit der Piazza del Popolo vor den Kameras der Weltpresse und schmiedete Zukunftspläne. An seiner Seite stand sein Lebensgefährte, der Katalane Eduardo Planas, den er umarmte oder ihm den Kopf auf die Schulter legte.
Mit seinem Coming-out einen Tag vor Beginn der Bischofssynode hat Charamsa in Rom ein kleines Beben ausgelöst. Erst über die Medien erfuhr der geschasste Theologe dann von der Stellungnahme des Heiligen Stuhls, wonach er seine Ämter im Vatikan jetzt los ist. In einem Interview mit dem "Corriere della Sera", in dem er seine Homosexualität publik machte, hatte er zuvor aber gesagt, dass er sich der Konsequenzen im Klaren sei und sie tragen werde.
Sekretär in wichtier Kongregation
Charamsa wurde 1972 in Gdynia (Gdingen) an der polnischen Ostseeküste geboren. Er studierte Theologie und Philosophie in der Pommerschen Kleinstadt Pelplin und im schweizerischen Lugano. In Rom studierte er dann an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Dort lehrte er zuletzt auch als Dozent, außerdem an der Päpstlichen Universität Regina Apostolorum. In der Kurie stieg er auf zum Assistenzsekretär der Internationalen Theologischen Kommission im Vatikan, die an die Glaubenskongregation angegliedert ist. Diese wird von dem konservativen deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller geleitet.
Sein Heimatbistum in Pelplin muss jetzt entscheiden, ob Charamsa Priester bleiben kann. Am Samstag rief es ihn zur Umkehr auf. Doch dieser hat nun andere Pläne. Sein größtes Problem sei jetzt, seine Habseligkeiten in zwei Koffern unterzubringen, bevor er aus dem römischen Konvent ausziehe, wo er bisher wohne. Er wolle jetzt zu seinem Lebensgefährten ziehen, sagte er am Samstag vor der Presse: "Das Ticket für Barcelona habe ich schon, danach suche ich mir dort Arbeit."
(APA/dpa)