Familiensynode: Schönborn und Benedikt XVI. als Vermittler

Kardinal Schönborn hat bei der Familiensynode im Vatikan eine Vermittlerrolle eingenommen.
Kardinal Schönborn hat bei der Familiensynode im Vatikan eine Vermittlerrolle eingenommen.(c) REUTERS
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Laut "La Repubblica" spielte ein Treffen der beiden eine zentrale Rolle für den Kompromiss. Schönborn will die Ehevorbereitung in Österreich ausbauen.

Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, und der emeritierte Papst Benedikt XVI. sollen eine wesentliche Rolle bei der Suche nach einem Kompromiss für den Schlussbericht der am Sonntag zu Ende gegangenen Familiensynode gespielt haben. Dies berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Montag.

Benedikt und Schönborn, der laut dem Blatt als möglicher Papst-Kandidat bei einem nächsten Konklave gilt, hätten sich vergangene Woche getroffen. Laut "Repubblica" könnte Benedikt Druck auf den konservativen Flügel der Synodenväter unter der Leitung des deutschen Kardinals Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, ausgeübt haben, damit es zu keiner Spaltung in der Synode komme. Müller sei für die Sicht Josef Ratzingers besonders sensibel, meinte "La Repubblica".

Schönborn will Ehevorbereitung ausbauen

Kardinal Christoph Schönborn will als Ergebnis der Familiensynode die kirchliche Betreuung von Paaren in Österreich ausbauen. "Wir begleiten die Ehevorbereitung viel zu wenig", sagte er im Interview mit der Austria Presse Agentur. Fortschritte nach den dreiwöchigen Beratungen im Vatikan sieht der Wiener Erzbischof etwa, was eine positive Sicht auf unterschiedliche Formen der Partnerschaft betrifft.

"Die Kernbotschaft ist ein ganz starkes, positives 'Ja' zu Ehe und Familie", fasste Schönborn die Ergebnisse der Synode für sich zusammen. "Großer Obertitel" sei dabei: "Licht und Schatten der Familie." Der Kardinal erinnerte daran, dass es zu allen Zeiten Krisen der Familien gegeben habe. "Die Aufmerksamkeit bei uns liegt natürlich sehr stark auf der europäisch-westlichen Gesellschaft", rückte er den Fokus der Erwartungen in die Synode zurecht und erinnerte daran, dass die römisch-katholische Kirche auf anderen Kontinenten auch andere Problemstellungen zum Thema hätten.

Ein "wichtiger Schritt" bei der Synode ist für Schönborn der Versuch, in nicht klassischen Beziehungen "positive Elemente zu erspüren und zu benennen". Gegen den moralisch behafteten Begriff der "wilden Ehe" wehrt sich der Kardinal daher. Vielmehr gelte es, Elemente wie Treue, Stabilität und Qualität in diesen Lebensformen anzuerkennen. Das Bekenntnis, auf wiederverheiratete geschiedene Paare individuell zu schauen, nehme vor allem die Seelsorge in den Gemeinden in die Pflicht - eine Aufgabe, die ohnehin schon zu einem großen Teil praktiziert werde.

Resultat ein "Wunder"

"Das errungene Resultat ist ein wahres Wunder", kommentierte Pater Thomas Rosica, Direktor der katholischen Nachrichtenwebsite "Salt & Light" und Mitarbeiter des Vatikanischen Presseamtes das Ergebnis. Vor allem, dass der heikle Passus zu den wiederverheirateten Geschiedenen mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedet worden sei, sei beachtenswert.

Laut dem emeritierten Erzbischof von Sao Paolo, Kardinal Claudio Hummes, ist die Verabschiedung des Schlussberichts und der damit verbundenen Einigung zwischen konservativen und weltoffeneren Tendenzen unter den Synodenteilnehmern eine wichtiges Zeichen dafür, dass die Kirche Franziskus unterstützt. "Dieser Schlussbericht ist ein Startpunkt, von dem aus Franziskus seine Reform der Kirche fortsetzen kann", betonte Hummes.

Aus der Synode gehe eine stärkere Kirche hervor. Diese lebe im Bewusstsein, dass das Evangelium in die Welt gebracht werden müsse. "Wenn die Kirche nicht den Leiden der Menschen nahe steht, ist sie steril. Das haben die Synodenväter klar begriffen", so Hummes.

(APA)

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