Papst verurteilt Dokumenten-Diebstahl als "Verbrechen"

Papst Franziskus spricht beim Angelus-Gebet zu den Gläubigen am Petersplatz in Rom.
Papst Franziskus spricht beim Angelus-Gebet zu den Gläubigen am Petersplatz in Rom.APA/AFP/FILIPPO MONTEFORTE
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Papst Franziskus lässt sich "vom Reformprozess nicht abbringen", sagte er beim Angelus-Gebet. Das Immobilien-Imperium des Vatikans soll geordnet werden.

Der Papst hat sich beim Angelus-Gebet am Sonntag erstmals zum Skandal über die entwendeten Dokumente über die Finanzlage im Vatikan geäußert. Die Entwendung der Dokumente bezeichnete Franziskus als "Verbrechen". Es handle sich um eine "verwerfliche Geste", die ihn jedoch nicht von seinen Bemühungen für die Reform der Kirche abbringen werde.

Entwendet worden seien Dokumente, die er und seine Mitarbeiter gut kannten, sagte der Papst. Er selbst habe eine Prüfung der Lage im vatikanischen Finanzwesen beauftragt, die bereits Früchte gebracht habe. Er bat die Gläubigen, für ihn und die Kirche zu beten, ohne sich von Berichten über Skandalen beeinflussen zu lassen. Er rief die Gläubigen auf, "mit Vertrauen und Hoffnung" nach vorn zu schauen. "Die Kirche erneuert sich mit dem Gebet und der täglichen Heiligkeit jedes Gläubigen", so der Papst.

Am vergangenen Wochenende waren zwei Personen wegen der Entwendung vertraulicher Dokumente über Missstände im vatikanischen Finanzwesen festgenommen worden. Sie sollen den Investigativjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi vertrauliche Dokumente für ihre diese Woche veröffentlichte Bücher zugespielt haben, lautet der Vorwurf des Vatikans.

Ordnung in den Immobilien

Der Papst will nach den jüngsten Skandal nun scheinbar auch im vatikanischen Immobilienimprerium Ordnung machen. Der Heilige Vater will alle Gebäude genau unter die Lupe nehmen, über die der Vatikan verfügt, verlautete es aus dem Vatikan.

Auf rund zehn Milliarden Euro werden die Immobilien geschätzt, die der Vatikan in Rom und im Ausland, darunter in der Londoner City und in Paris, besitzt. Der Papst will ein Projekt zur stärkeren Zentralisierung bei der Verwaltung der Immobilien durchsetzen, die zur Zeit unter Kontrolle der Güterverwaltung APSA stehen.

Während die Vatikanbank IOR schon ihren dritten, hochdetaillierten Jahresbericht veröffentlicht, gilt die Verwaltung der APSA bis heute als undurchsichtig. Fälle wie jenen des angezeigten früheren IOR-Präsidenten Angelo Caloia, der kirchliche Gebäude unter dem Wert an Scheinfirmen verkauft haben soll, um beim Weiterverkauf zu Marktpreisen den Gewinn privat einzustreichen, soll es mangels Kontrollen in der APSA mehrfach gegeben haben. Auch viele Verwandte und Bekannte von Kirchenmännern wohnen zu Spottpreisen in Immobilien des Vatikans.

Genauer Nutzungsbericht angefordert

Dies soll sich nun ändern. Der Papst drängt auf die Erstellung einer vollständigen Liste der Immobilien und einen genauen Bericht über deren Nutzung. Der C-9, der Kardinalsrat, der den Papst in punkto Reformen berät, überprüfe schon seit Monaten ein Projekt, wonach die Verwaltung der Immobilien einem "Asset Manager" anvertraut werden soll, heißt es im Vatikan. Dieser soll für die Instandhaltung und die Mietverträge zuständig sein und vom Papst selbst ernannt werden. Das Projekt wurde angeblich wegen interner Widerstände in der Kurie noch nicht umgesetzt. Dikasterienleiter bangen nun um ihre Privilegien, berichten Insider. Doch unter dem Druck des neuen Vatileaks-Skandals dürfte sich einiges ändern und die Umsetzung der Reform im Immobilienbereich beschleunigt werden.

Das breitgefächerte und undurchsichtige Immobilienvermögen des Vatikans spielt eine relevante Rolle in der neuen Vatileaks-Affäre, die den Vatikan seit Anfang dieser Woche erschüttert. Während der Papst in einer 50 Quadratmeter kleinen Wohnung lebt, wohnen die meisten Kardinäle in bis zu 700 Quadratmeter großen Luxussuiten, geht aus dem neuen Sachbuch des italienischen Investigativjournalisten Emiliano Fittipaldi "Avarizia" (Geiz) hervor. Der frühere vatikanische Staatssekretär, Kardinal Tarcisio Bertone, wies die im Buch enthaltene Behauptung zurück, die Stiftung der vatikanischen Kinderklinik "Bambino Gesu" habe die Renovierung seiner Wohnung im Vatikan mitfinanziert.

Er habe 300.000 Euro aus eigener Tasche zu der Renovierung beigesteuert, wie es die vatikanische Verwaltung von ihm gefordert habe, erklärte der 80-jährige Kardinal. Zugleich wies Bertone Medienberichte zurück, wonach sein Appartement 700 Quadratmeter groß sei. Es umfasse 296 Quadratmeter. Außerdem wohne er darin mit drei Ordensfrauen zusammen, erklärte der 80-Jährige. Laut Fittipaldi soll die Stiftung der Kinderklinik 200.000 Euro zur Renovierung von Bertones Wohnung beigesteuert haben.

(APA)

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