Vatileaks-Prozess kurz nach Eröffnung vertagt

Journalist Nuzzi muss vor Gericht
Journalist Nuzzi muss vor GerichtAPA/GEORG HOCHMUTH
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Die zwei angeklagten Journalisten hielten eine kurze Verteidigungsansprache. Journalist Nuzzi bezeichnete den Prozess als "kafkaesk".

Der Prozess gegen fünf Personen wegen unerlaubter Veröffentlichung vertraulicher Dokumente über finanzielle Missstände im Vatikan ist am Dienstag eröffnet worden und nach 70 Minuten Verhandlungsdauer auf Montag vertagt worden. Bei der Audienz wurden Pflichtverteidiger für die fünf Angeklagten - zwei italienische Journalisten und drei Mitglieder einer Wirtschaftsprüfungskommission - ernannt.

Ein Antrag des sich in Untersuchungshaft befindlichen Prälaten Lucio Angel Vallejo Balda, seinem erst am Montag ernannten Anwalt mehr Zeit für die Vorbereitung der Verteidigung zu geben, wurde von Gerichtspräsident Giuseppe Dalla Torre abgelehnt. Abgelehnt wurde auch ein Antrag des angeklagten Journalisten Emiliano Fittipaldi auf Annullierung der Vorwürfe, weil diese im Anklagedokument des Vatikan unklar formuliert worden seien.

Die Vernehmung der Angeklagten vor Gericht wird ab kommendem Montag am Vormittag und am Nachmittag erfolgen, verlautete aus dem Vatikan. Die angeklagten Journalisten Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi hielten eine kurze Verteidigungsansprache. Nuzzi bezeichnete den Prozess als "kafkaesk und absurd". Fittipaldi betonte, dass der Prozess dem in der Europäischen Konvention für Menschenrechte verankerten Prinzip der Medien- und Meinungsfreiheit widerspreche.

Debatte um Pressefreiheit

"In meiner Heimat Italien wäre ein derartiger Prozess nicht möglich, weil man mir nicht vorwirft, falsche, oder verleumderische Nachrichten verbreitet zu haben, sondern mich einfach beschuldigt, Informationen veröffentlicht zu haben, was von der universalen Menschenrechtserklärung verteidigt wird", so Fittipaldi.

Der vatikanische Staatsanwalt Roberto Zanotti bestritt, dass der Vatikan die Medienfreiheit beschneiden wolle. Der Prozess kreise um den Druck, den die Angeklagten zum Erhalt der Dokumente ausgeübt hätten. "Hier geht es um den Verdacht, dass die Journalisten die Dokumente auf illegale Weise erhalten haben", so Zanotti.

Vor Gericht erschien auch der seit Anfang November inhaftierte Vallejo Balda. "Mir geht es gut, ich werde gut behandelt", versicherte der Spanier. Er befindet sich in einer Zelle der vatikanischen Gendarmerie in Untersuchungshaft.

(APA)

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