Papst gedenkt der Reformation

Papst Franziskus I.
Papst Franziskus I.(c) REUTERS (STEFANO RELLANDINI)
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In Schweden wird Franziskus I. mit protestantischen Geistlichen einen Gottesdienst halten. Erstmals wurde eine gemeinsame Liturgie ausgearbeitet.

Rom. Einfach war es nicht, aber jetzt haben sie den Knoten durchschlagen: Lutheraner und Katholiken feiern gemeinsam die Reformation. Sogar der Papst wird dabei sein, dafür wurden Ort und Zeit eher neutral gewählt. Statt im „Mutterland der Reformation“ findet die Feier in Schweden statt. Und weil das geistliche „Gipfeltreffen“ dort bereits für den 31. Oktober 2016 angesetzt ist, kommt es auch nicht dem großen Gedenkjahr 2017 in die Quere; 500 Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers an der Schlosskirche zu Wittenberg wird Deutschland dem Wirken des Reformators gedenken.

So haben es der Lutherische Weltbund und das vatikanische Ökumene-„Ministerium“ am Montag gemeinsam bekannt gegeben. Von Feier sprechen sie natürlich nicht: Der Ausdruck ist den Katholiken suspekt; die Lutheraner wiederum wollen Triumphalismus vermeiden. So kündigen sie das Treffen als ein Gedenken an, das „die soliden ökumenischen Entwicklungen und die im Dialog empfangenen gemeinsamen Gaben hervorheben“ soll. Den Gottesdienst sollen drei Geistliche leiten: Papst Franziskus wird flankiert vom Präsidenten und vom Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, von Bischof Munib A. Younan (Jordanien) und Pfarrer Martin Junge (Chile).

Iran-Besuch des Papstes?

Als ein „sehr bedeutendes Zeichen des Dialogs“ bezeichnete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi die Teilnahme des Papstes an dem Treffen. Vorausgegangen war 2013 die Dokumentation „Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, in dem Katholiken und Lutheraner zum ersten Mal eine gemeinsame Geschichte der Reformation zu schreiben versucht haben – und die den Kirchengemeinden sowohl als Studienobjekt als auch zur Entwicklung eigener Perspektiven überreicht worden war. Vor wenigen Tagen folgte schließlich das nächste, eher praktische Objekt: eine Handreichung für das gemeinsame lutherisch-katholische Beten während der ökumenischen Gottesdienste zum Reformationsgedenken. Auch das stellt eine Premiere dar: Noch nie haben Lutherischer Weltbund und Vatikan zusammen eine Liturgie erarbeitet.

Das Treffen im schwedischen Lund dient auch als Jubiläum für den katholisch-lutherischen Dialog, der vor fünfzig Jahren begann. Das Zweite Vatikanische Konzil hat mit seiner ökumenischen Öffnung den Weg dafür freigemacht. Offen bleibt unterdessen, wann Papst Franziskus nach Deutschland kommen wird: 2017 ist schließlich ausgeschieden, da Franziskus das Luther- und Reformationsjahr dominiert hätte. Auch ein Kurztrip von einem Tag im laufenden Jahr scheint derzeit unwahrscheinlich.

In italienischen Medien wird derzeit über einen anderen Papstbesuch spekuliert: Am heutigen Dienstag wird Franziskus den iranischen Präsidenten, Hassan Rohani, empfangen. Im Gegenzug könnte ihn Rohani in den Iran einladen. Er wäre der zweite Papst, der den Iran besuchen würde. (pk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2016)

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