962 Jahre nach der Spaltung der Christenheit in Ost- und Westkirche trifft Papst Franziskus den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill.
Rom/Havanna. Papst Franziskus ist am Freitag nach Kuba aufgebrochen, um dort den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. zu treffen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche flog morgens in Rom ab, seine Ankunft auf Kuba war für den Abend geplant.
Die Begegnung mit Kyrill I. soll das Ende der jahrhundertelangen Eiszeit zwischen der katholischen und russisch-orthodoxen Kirche einleiten. Es ist die erste Begegnung zwischen Oberhäuptern dieser größten christlichen Glaubensgemeinschaften seit der Spaltung vor 962 Jahren. Die römisch-katholische und die östlich-orthodoxe Kirche gehen seit 1054 getrennte Wege. Hintergrund waren theologische und politische Konflikte, unter anderem über den Autoritätsanspruch des Papstes.
Jahrzehntelange Vorbereitung
Ein Schwerpunkt der Begegnung soll die Verfolgung von Christen durch Extremisten im Nahen Osten sowie Afrika sein. Die Kirchenoberhäupter wollen eine Erklärung unterschreiben, die die Verfolgung der Christen verurteilt.
Dem in Havanna geplanten Treffen auf neutralem Boden gingen jahrzehntelange Vorbereitungen voraus. Letztlich ausschlaggebend für das Zustandekommen waren die Entschlossenheit von Franziskus und die Auffassung, dass die Christen angesichts der Konflikte im Nahen Osten zusammenhalten müssen.
Kuba bildet für den Papst einen nur wenige Stunden währenden Stopp auf dem Weg nach Mexiko, wo er in der Nacht auf Samstag zu einem mehrtägigen Besuch erwartet wird. Auf dem Programm stehen unter anderem Besuche in Städten, die vom Drogenhandel geprägt sind, darunter Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA. Mexiko hat die zweitgrößte katholische Gemeinde nach Brasilien. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2016)