Ambulatorium Fleischmarkt: Fest empört Kirche

Ambulatorium am Fleischmarkt / Abtreibungsgegner Photo: Michaela Bruckberger
Ambulatorium am Fleischmarkt / Abtreibungsgegner Photo: Michaela Bruckberger(c) (Michaela Bruckberger)
  • Drucken

Zum 30-jährigen Bestehen des Ambulatoriums, in dem auch Abtreibungen durchgeführt werden, ist im Wiener Rathaus eine Feier geplant. Vertreter der Kirche üben scharfe Kritik und fordern eine Absage.

Kardinal Christoph Schönborn hat am Donnerstag Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) in einem Brief aufgefordert, eine im Rathaus am 3. September geplante Feier anlässlich des 30-jährigen Bestehens des "Ambulatoriums am Fleischmarkt" abzusagen. In der Klinik werden auch Abtreibungen vorgenommen.

Durch eine solche Veranstaltung würde deutlich gemacht, dass es "offenbar keinen Konsens im Hinblick auf den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis an gibt", wird Schönborn in der Kathpress zitiert.

"Tötung menschlichen Lebens"

Er vertraue allerdings auf die Sensibilität des Wiener Bürgermeisters "für ein zentrales Problem unserer Gesellschaft wie das 'Recht auf Leben'". Zugleich unterstrich Schönborn seine Gesprächsbereitschaft. Niemand rufe nach Strafe für verzweifelte Frauen, so Schönborn. Aber Abtreibung sei keine Lösung, schließlich besage auch das geltende Gesetz, dass Abtreibung unrecht sei: "Es geht um die Tötung menschlichen Lebens. Das ist keine Bagatelle."

Kritik auch von Küng

Nach Kardinal Schönborn hat sich auch der St. Pöltner Bischof Klaus Küng als Verantwortlicher für Ehe, Familie und Lebensschutz der österreichischen Bischofskonferenz zu Wort gemeldet: "Ich frage mich als Mensch und Bischof, was da eigentlich genau gefeiert werden soll. Das 30-jährige Bestehen einer Abtreibungsklinik, in der tausende Kinder ums Leben gekommen sind, kann doch kein Grund zum Feiern sein". Bürgermeister Häupl gebe daher ein völlig falsches Signal.

Wehsely: "Absage keine Option"

Wiens Stadtregierung  "Eine Absage des Empfangs ist keine Option", unterstrich die zuständige Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) auf APA-Anfrage. Das Recht der Frau auf Selbstbestimmung und damit über ihren eigenen Körper sei für sie und die SPÖ unantastbar: "Alle Versuche, dieses Recht anzutasten, sind indiskutabel."

Das berühmte Wiener Ambulatorium am Fleischmarkt hat 1979 seinen Sitz am heutigen Standort genommen. Neben Abtreibungen werden hier bis heute kostenlose Beratungen etwa zum Thema Empfängnisverhütung geboten, sowie Schwangerschaftstest oder Sterilisationen bei der Frau und Vasektomien beim Mann durchgeführt.

Ambulatorium am Fleischmarkt

1973 war unter Federführung von Johanna Dohnal, später Bundesministerin für Frauenangelegenheiten, die rechtliche Grundlage für die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs geschaffen worden. Die sogenannte Fristenregelung trat 1975 in Kraft. Bereits ein Jahr darauf, 1976, wurde eine kleine Ordination als Vorläuferinstitut des heutigen Ambulatoriums gegründet. Hier fanden erstmals in Österreich Schwangerschaftsabbrüche auf rechtlicher Grundlage und nach modernen medizinischen Richtlinien statt.

1979 zog das Ambulatorium an den heutigen Standort am Fleischmarkt 26 in der Wiener Innenstadt und ist seit damals als private Tagesklinik und Krankenanstalt registriert. Im Jahr 1999 wurde die Einrichtung Teil des Netzwerkes "Marie Stopes International (MSI)". Als Non-Profit-Organisation ist MSI, nach der Frauenrechtlerin Marie Stopes benannt, eines der größten internationalen Netzwerke, das sich im Gesundheitssektor für Frauen, im Speziellen in der reproduktiven Medizin und Familienplanung, engagiert.

Im Mai 2006 folgte schließlich eine Namensänderung des Ambulatoriums am Fleischmarkt. Seit damals heißt das die Einrichtung offiziell "pro:woman Ambulatorium". Das Durchschnittsalter der betreuten Frauen liegt bei 32,3 Jahren, so das Ambulatorium in einer Aussendung. Allerdings stieg der Anteil der Klientinnen zwischen 14 und 19 Jahren zwischen 2005 und 2008 von 4 auf 12 Prozent.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Erfolgsmodell? Wiens einzige Schutzzone

Die Zone am Karlsplatz existiert seit 2005, eine zweite wurde wieder eingestellt.
Wien

Bischof Küng: „Ein Volk mit Zukunft braucht Kinder“

Familienbischof Küng ist entsetzt über eine Feier zum Abtreibungsklinik-Jubiläum. Er fordert die Trennung von abtreibendem und beratendem Arzt und das Einräumen einer Dreitagefrist zur Vermeidung von Panikreaktionen.
Wien

Kardinal appelliert an Häupl Verstimmung im Rathaus

Schönborn will runden Tisch zur Abtreibung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.