Vatikan prüft Diakoninnen-Einführung

Marianne Schlosser von der Uni Wien ist eine der sechs Theologinnen, die die Geschichte der Diakoninnen aufarbeiten.
Marianne Schlosser von der Uni Wien ist eine der sechs Theologinnen, die die Geschichte der Diakoninnen aufarbeiten. (c) RRP
  • Drucken

Franziskus richtet eine Kommission ein und ruft in diese sechs Frauen und sechs Männer – darunter die in Wien lehrende Marianne Schlosser.

Vatikanstadt/Wien. Papst Franziskus macht Ernst. Und rührt eines der sensibelsten Themen innerhalb der katholischen Kirche an. Im Mai bei einer Audienz für Nonnen – fast beiläufig – angekündigt, ist sie seit Dienstag Wirklichkeit: eine Kommission, die die Geschichte des Frauendiakonats aufarbeiten soll. Ende Juni erklärte der Papst, die Kommission solle die Rolle der Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen.

Denn dass es Diakoninnen während der ersten Jahrhunderte gegeben hat, steht zweifelsfrei fest. Zwölf Theologen gehören der neuen Kommission an. Franziskus hat sechs Frauen und sechs Männer berufen, darunter die an der Universität Wien lehrende Professorin Marianne Schlosser. Die 56-jährige gebürtige Bayerin ist Vorstand des Fachbereichs Theologie der Spiritualität und Vizevorstand des Instituts für Historische Theologie. Sie wurde von Franziskus bereits einmal mit einer wichtigen Aufgabe betraut – als eine von fünf Frauen in der ungefähr zwei Dutzend Mitglieder umfassenden Internationalen Theologischen Kommission, die den Papst und die vatikanische Glaubenskongregation berät.

Wie Schlosser zu einer allfälligen Wiedereinführung des Diakoninnen-Amts steht, lässt sich nach einer ersten Durchsicht wissenschaftlicher Beiträge und Reden von ihr nicht sagen. Sie selbst war am Dienstag im Ausland und zunächst für die „Presse“ nicht erreichbar.

Präjudiz für Priesterweihe?

Schlosser hat sich aber intensiv mit der Theologie von Frauen generell auseinandergesetzt, diese einmal in Radio Vatikan als „erfahrungsgesättigt“ bezeichnet und die Bedeutung von Frauen für die Glaubensvermittlung betont.
Diakone dürfen taufen, predigen, Trauungen und Begräbnisse leiten. Nach dem bisherigen lehramtsmäßigen katholischen Verständnis ist das Amt Teil des Weihesakraments, zu dem noch Priester- und Bischofsweihe gehören. Daher rührt auch das Problem einer Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Dies könnte, manche meinen sogar müsste als erster Schritt zur Öffnung der Priesterweihe für Frauen gesehen werden.

Der heutige Chef der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hat daher bisher die Einführung von Diakoninnen stets abgelehnt – genauso heftig wie Papst Johannes Paul II., der in einem Lehrschreiben 1994 auch die Diskussion über die Frauen-Priesterweihe beendet sehen wollte. Mit nicht gerade durchschlagendem Erfolg. (d. n./kap)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.