"Erdbeben ist Strafe Gottes": Priester sorgt in Italien für Eklat

Erdbebenschäden an einer Kirche
Erdbebenschäden an einer KircheAPA/AFP/ALBERTO PIZZOLI
  • Drucken

"Sünden wie Homosexualität verdienen eine Gottesstrafe", sagte der Theologe Giovanni Cavalcoli in seiner Sendung auf "Radio Maria".

Der Vatikan reagiert hart auf Aussagen eines Priesters, der im Rahmen einer Sendung des erzkatholischen Radiosenders "Radio Maria" das Erdbeben in Mittelitalien als "Strafe Gottes" bezeichnet hatte. Gott habe die Italiener mit dem Erdbeben für die jüngst beschlossene gesetzliche Anerkennung von homosexuellen Lebensgemeinschaften strafen wollen, so Pater Giovanni Cavalcoli in seiner monatlichen Sendung.

Der vatikanische Innenminister Erzbischof Angelo Becciu bezeichnete die Worte des Priesters als "beleidigend für Gläubige und skandalös für Nicht-Gläubige". Becciu entschuldigte sich bei den durch die schweren Erdbeben der vergangenen Woche obdachlos gewordenen Menschen. Der Papst sei ihnen nahe, versicherte der Erzbischof. "Wer von 'Radio Maria' aus von einer göttlichen Strafe spricht, beleidigt den Namen der Muttergottes, die Gläubige als barmherzige Mutter betrachten", sagte Becciu. Kritik kam auch von der italienischen Bischofskonferenz CEI.

Nach empörten Reaktionen auf Cavalcolis Aussagen ging der Radiosender "Radio Maria" auf Distanz und trennte sich vom umstrittenen Theologen. Die monatliche Sendung wurde eingestellt.

"Homosexualität wider die Natur"

Cavalcoli ließ sich nicht beeindrucken. "Ich bin seit 30 Jahren Doktor der Theologie und habe im Vatikan mit Johannes Paul II. gearbeitet. Sünden wie Homosexualität verdienen eine Gottesstrafe, die sich auch in Form von Erdbeben manifestieren kann", sagte Cavalcoli. Er bekräftigte, dass nach den Prinzipien christlicher Ethik Homosexualität "wider die Natur" sei.

"Radio Maria" entstand 1982 als kleiner Pfarrsender im Städtchen Erba nahe Mailand. Der Sender will durch die tägliche Ausstrahlung der Messe und des Rosenkranzes spirituelle Hilfe leisten. Bereits 1990 galt "Radio Maria" als ein Sender mit Italien-weiter Ausstrahlung. Daraufhin verbreitete sich das Konzept von "Radio Maria" weltweit. Die einzelnen nationalen "Radio Maria"-Organisationen sind verwaltungsmäßig unabhängig.

Immer mehr Paare machen in Italien von dem Gesetz zur Anerkennung homosexueller Partnerschaften Gebrauch, das Ende Juli in Kraft getreten ist. Um die Regelung war im katholisch geprägten Italien jahrelang gerungen worden. Italien war das letzte westeuropäische Land, in dem homosexuelle Partnerschaften bis vor kurzem keine rechtliche Grundlage hatten. Auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hatte dies kritisiert.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.