Abtreibung: Papst beendet Kirchenbann

Papst Franziskus schloss die Heilige Pforte im Petersdom.
Papst Franziskus schloss die Heilige Pforte im Petersdom.REUTERS
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Priester dürfen betroffenen Frauen künftig die Lossprechung gewähren. Franziskus sendet auch ein Signal an Konservative. Er genehmigt die Beichte bei Pius-Brüdern.

Das katholische „Jahr der Barmherzigkeit“ ist seit Sonntag offiziell beendet. Am Montag hat Papst Franziskus aber im Abschlussschreiben „seine“ Kirche aufgefordert, Barmherzigkeit müsse „ihr eigentliches Leben“ sein. Und er überrascht abermals. Indem der Papst einerseits mit einem Federstrich einen Passus des Kirchenrechts gleichsam umschreibt. Die im zu Ende gegangenen Heiligen Jahr gegebenen Sondergenehmigung, Frauen die abgetrieben haben, zur Beichte zuzulassen und ihnen die Lossprechung zu gewähren, soll auch künftig gelten. Laut Kirchenrecht gelten aber Frauen, die abgetrieben haben, als exkommuniziert, als außerhalb der Kirche stehend und zur Beichte nicht zugelassen, ebenso wie Ärzte, die Abtreibungen vornehmen, oder Partner, wenn diese eine Frau zur Abtreibung gedrängt haben.

Der Papst bekräftigt, Abtreibung sei „schwere Sünde, da sie einem unschuldigen Leben ein Ende setzt“. Jedoch gebe es keine Sünde, die durch die Barmherzigkeit Gottes nicht erreicht und vernichtet werden könne. In konservativen Kirchenkreisen wird die neue Vorgabe des Papstes für Aufsehen sorgen.

Diese werden gleichzeitig mit einem Signal besänftigt, das wiederum bei Reformern Irritationen auslösen könnte: Mit dem Schreiben erlaubt der Papst weiterhin Gläubigen, „gültig und erlaubt“ bei Priestern der traditionalistischen, von Rom getrennten Piusbruderschaft zu beichten.

Im Apostolischen Schreiben kündigte Franziskus auch die Einführung eines "Welttages für die Armen" an. Dieser Tag werde am 33. Sonntag im Jahreskreis gefeiert, so der Papst. Arme sollten "den respektvollen und aufmerksamen Blick" ihrer Mitmenschen auf sich spüren, hieß es im Schreiben. "Wir sind aufgerufen, eine Kultur der Barmherzigkeit wachsen zu lassen, die darauf gründet, die Begegnung mit den anderen wiederzuentdecken", schrieb der Papst.

21,2 Millionen Pilger waren in Rom

Das von Franziskus am 8. Dezember 2015 gestartete Heilige Jahr der Barmherzigkeit, das am Sonntag mit der Schließung der Heiligen Pforte im Petersdom zu Ende ging, habe 21,2 Millionen Pilger nach Rom gelockt, berichtete der für die Organisation des Pilger-Jahres zuständige Kurienerzbischof Rino Fisichella bei einer Pressekonferenz am Montag. Die stärkste ausländische Pilgergruppe stammte aus dem deutschsprachigen Raum, gefolgt von den USA, Polen und Russland. Pilger aus 156 Ländern der Welt seien in Rom eingetroffen. "Man kann wirklich sagen, dass die ganze Welt Rom besucht hat", berichtete Fisichella.

Zugleich rügte Fischella die Stadt Rom wegen organisatorischer Mängel und Schmutz, die dem Bild der italienischen Hauptstadt geschadet hätten. "Rom hat eine große Gelegenheit verpasst", sagte Fisichella, im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Montag). Rom habe bewiesen, eine sichere Stadt zu sein, die jedoch mit "strukturellen und organisatorischen Grenzen" vor allem im Bereich Sauberkeit und Instandhaltung zu kämpfen habe. Auch an großen Kultur-Events am Rande des Jubiläums habe es gemangelt, kritisierte Fisichella.

(d.n./APA)

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