Das Opus Dei auf der Suche nach einem neuen Leiter

Opus-Dei-Chef Javier Echevarría ist 84-jährig in Rom gestorben.
Opus-Dei-Chef Javier Echevarría ist 84-jährig in Rom gestorben.(c) VVandeville Eric/Eyedea/picturedesk.com
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Javier Echevarría hat die Laienorganisation seit 1994 angeführt. Nun ist er mit 84 Jahren in Rom nach einer Lungenentzündung verstorben.

Rom. Der Leiter der von allerhand Verschwörungstheorien umwitterten katholischen Laienorganisation Opus Dei, Prälat Bischof Javier Echevarría, ist in der Nacht auf Dienstag 84-jährig in Rom nach einer Lungenentzündung gestorben. Das Opus Dei, das weltweit etwa 90.000 Mitglieder hat, wählt nun einen Nachfolger des Spaniers, Papst Franziskus muss diesen bestätigen.

Echevarría, ein Madrilene, der 1954 Doktor der Theologie und 1955 Priester der Organisation wurde, hatte diese nach diversen hohen Funktionen ab 1994 als Prälat geleitet und wurde kurz darauf von Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof von Cilibia geweiht. Ab 1953 war er Sekretär des später heiliggesprochenen Opus-Dei-Gründers, des Spaniers Josemaría Escrivá (1907–1975), und blieb das bis zu dessen Tod. Seit 1981 war er Konsultor der Vatikanischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, ab 1995 in der Kleruskongregation und lange Großkanzler der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz, der Universität Navarra (Spanien) und der Universidad de Piura (Peru).

Die Leitung des „Werks Gottes“ (Sitz ist Rom) geht vorerst an den Spanier und Opus-Generalvikar Fernando Ocáriz Braña (71). Er soll binnen eines Monats einen Kongress zur Wahl des neuen Prälaten einberufen und wird schon als solcher gehandelt.

Schmerzhafte Bußübungen

Opus Dei hat in der katholischen Kirche seit Johannes Paul II. den Status einer Personalprälatur – eine autonome Suborganisation mit eigenem Leiter, 1969 vom Zweiten Vatikanum eingeführt. Es gibt mehrere Formen der Mitgliedschaft, gut 98 Prozent sind verheiratete oder heiratswillige Laien. Die Übrigen sind freiwillig Ehelose oder Priester, für die schmerzhafte Bußübungen typisch sind, etwa Selbstgeißelungen und das Tragen eines stachligen Metallgürtels (Cilicium). Allen gemein ist, dass sie ein möglichst „nach Heiligkeit strebendes“ Leben führen und im Alltag einem „Lebensplan“ mit religiösen Übungen, Gebeten, Exerzitien und Bildungsveranstaltungen folgen. Seit 1950 können übrigens auch Nichtkatholiken mitmachen.

Ob ihres hintergründig stattfindenden Wirkens (Escrivá sprach von der „Tugend der Diskretion“) und politischen Einflusses gilt Opus Dei als geheimnisvoll und konservativ. So wirkte die 1928 in Madrid gegründete Organisation spätestens ab den 1950ern als Stütze der Diktatur Francisco Francos in Spanien, kontrollierte wichtige Teile der Wirtschaft und stellte zeitweise das Gros der Minister.

Objekt von Verschwörungstheorien

Während der Diktatur in Chile (1973–1990) war das Werk dort mächtig, wie überhaupt sein Schwerpunkt im spanisch/portugiesischen Sprachraum ist. Es betreibt Schulen, Unis, Hilfswerke, Spitäler. Kritiker sprechen von religiös-politischem Filz, Korruption und Geheimbündlertum, Verschwörungstheorien von Weltherrschaftsplänen, je nach Extremstandpunkt gilt das Werk als jüdische Tarnorganisation bzw. solche von Antisemiten.

In Österreich ist Opus Dei seit 1957 und hat laut Regionalvikar Ludwig Juza (* 1956) gut 400 Mitglieder, davon 20 Priester. Bekannt ist speziell Klaus Küng (76), ein Bregenzer und seit 2004 Bischof von St. Pölten. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2016)

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