Moschee in Bad Vöslau "still" in Betrieb gegangen

Türkisches Kulturzentrum in Bad Vöslau
Türkisches Kulturzentrum in Bad Vöslau(c) APA/HANS KLAUS TECHT (Hans Klaus Techt)
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Die letzten Handgriffe stehen noch an, doch Teile des türkischen Kulturzentrums sind schon in Betrieb. Die Architektur wurde entschärft, die Minarette auf 13,5 Meter gestutzt. Eröffnung ist am 24. Oktober.

"Das Ganze hat sehr emotional begonnen", beschreibt der Bürgermeister von Bad Vöslau, Christoph Prinz, den Werdegang des türkischen Kulturzentrums. Doch nun haben sich die Wogen geglättet, die nach Wien und Telfs dritte Moschee in Österreich ist bereits "still" in Betrieb gegangen. Die offizielle Eröffnung der  findet am 24. Oktober statt. Und sie soll "sensationell" werden, kündigt Projektmanager Selfet Yilmaz an.

Während es in anderen Gemeinden in ähnlichen Situationen Konfrontationen und Protestmärsche gebe, hätten in Bad Vöslau alle Involvierten die Probleme ausdiskutiert. "Rückblickend war es der beste Weg", so Prinz. Monatelange Mediation hat nicht nur Annäherung und Konsens in Fragen der Architektur des Gebäudes gebracht, auch "bisher nicht verarbeitete Themen" wurden besprochen, so Yilmaz.

(c) APA/HANS KLAUS TECHT (Hans Klaus Techt)

Minarette auf 13,5 Meter gestutzt

1600 Unterschriften hatte es gegen den Bau gegeben, mit vielen Projektgegnern hat Yilmaz selbst "intensiv" gesprochen. Ein Knackpunkt waren die ursprünglich 25 Meter hohen geplanten Minarette - sie sind ebenso wie die Kuppel als Ergebnis der Mediation "geschrumpft", dezent nach hinten in den Innenhof des Gebäudes versetzt, die Glas-Stahlkonstruktion wirkt zierlich und ist ein architektonischer Hingucker. Mit 13,5 Metern sind die Türmchen und das gesamte Gebäude niedriger als die Häuser in der Umgebung, wo einzig die Schlote der alten Kammgarnfabrik herausragen.

"Wehgetan" haben die Konzessionen nicht. Auch nicht, dass - vertraglich festgelegt - keine Muezzin-Rufe erschallen werden. Das war gar nicht geplant, so Yilmaz. Wichtig ist dem Trägerverein ATIB Bad Vöslau (Türkisch Islamische Union für Kulturelle und Soziale Zusammenarbeit in Österreich) neben der religiösen Funktion des Hauses jene als Kommunikations- und Bildungszentrum. 40 Frauen sind bereits für Deutschkurse angemeldet - mangelnde Sprachkenntnis ist eine der großen Barrieren. Im Keller soll die Jugend Raum für Unterhaltung finden - vom Tischtennis bis zur Playstation. "Da können sie sich treffen, statt auf der Straße auf dumme Gedanken zu kommen", hofft der Projektleiter.

Baukosten von 1,5 Millionen Euro

Die Baukosten von 1,5 Millionen Euro trägt ATIB. 1600 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung, viele österreichische Firmen waren beauftragt, Sonnenkollektoren sorgen für die Warmwasseraufbereitung. 220 Quadratmeter groß ist der prächtige, für 170 Gläubige ausgelegte Gebetsraum, Luster, Fliesen und die farbigen Fenster stammen aus der Türkei, an der Kuppel wurde drei Monate gemalt.

Eine Gebetsstätte gab es - gleich nebenan - bereits Anfang der 1980er Jahre, allerdings unbeheizt und eigentlich "menschenunwürdig", so Yilmaz. Heute leben nach seinen Angaben rund 900 türkische Migranten in der 13.000 Einwohner-Gemeinde. "Wir sind Bad Vöslauer, Niederösterreicher", bringt der 40-Jährige die Einstellung der zweiten Generation auf den Punkt. Die Wurzeln nicht zu vergessen sei wohl trotzdem legitim.

(APA)

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