Vatikan schließt Pakt mit China

APA/AFP/NICOLAS ASFOURI
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Der Papst hat sich mit Peking in einem historischen Abkommen zur Beilegung des Streits über die Ernennung katholischer Bischöfe geeinigt. Der Vatikan verhalte sich "naiv", lautet Kritik.

China und der Vatikan haben ein historisches Abkommen zur Beilegung ihres Streits über die Ernennung katholischer Bischöfe unterzeichnet. Die am Samstag in Peking geschlossene Vereinbarung habe auch eine Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen zum Ziel, teilten das chinesische Außenministerium und der Vatikan in getrennten Erklärungen mit.

Papst Franziskus will nun nach Vatikan-Angaben sieben Bischöfe anerkennen, die Peking ohne seine Zustimmung ernannt hatte. Franziskus hoffe, dass mit der Einigung "die Wunden der Vergangenheit geheilt" werden könnten, erklärte der Vatikan. Ziel sei die "vollständige" Aufnahme aller chinesischen Katholiken in die Abendmahlsgemeinschaft. Das Abkommen schaffe zudem die "Voraussetzungen für eine engere bilaterale Zusammenarbeit".

Die schätzungsweise zwölf Millionen Katholiken in der Volksrepublik sind derzeit in zwei Lager gespalten: Ein Teil bekennt sich zu der 1957 von der chinesischen Regierung gegründeten Kirche, die vom Vatikan aber nicht anerkannt wird. Diese katholische Staatskirche ernennt Bischöfe ohne Zustimmung des Vatikans. Daneben gibt es noch eine inoffizielle Vatikan-treue Untergrundkirche, die Repressionen ausgesetzt ist.

Peking sollt Papst als Oberhaupt der Kirche anerkennen

Nach Vatikan-Angaben erkennt Franziskus sieben Bischöfe der chinesischen Staatskirche an, "die ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden sind". Zusätzlich erkenne er posthum einen im vergangenen Jahr gestorbenen Bischof an. Im Gegenzug wird erwartet, dass Peking den Papst als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche anerkennt.

Der Vatikan hatte vor drei Jahren die Anfang der 80er Jahre aufgenommenen und dann lange ausgesetzten Verhandlungen mit Chinas Regierung wieder aufgenommen. Eine Verbesserung der Beziehungen ist ein erklärtes Ziel von Papst Franziskus. China und der Vatikan unterhalten seit 1951 keine diplomatischen Beziehungen mehr.

Gegner der nun getroffenen Vereinbarung, unter ihnen der ehemalige Hongkonger Kardinal Joseph Zen, sehen darin eine Art Pakt mit dem Teufel, sie fürchten "Verwirrung und Schmerz" unter den Vatikan-Treuen sowie eine weitere Spaltung der Kirche.

Protest aus Hongkong: "Schädlich für die Kirche"

Ein Sprecher der Hongkonger Diözese zeigte sich am Samstag "sehr enttäuscht" über das Abkommen. "Es wird nur schädlich sein und der Kirche in China und in der Welt nicht helfen", sagte Porson Chan, Vorsitzender der Gerechtigkeits- und Friedenskommission des Bistums. Es mangle auch an Transparenz, die der Vatikan eigentlich zugesagt habe. Die Kommission verwies auf die anhaltende Unterdrückung der Kirche in China und den zwangsweisen Abriss von Kirchen. "Es ist anzuzweifeln, ob China die Aufrichtigkeit besitzt, die Religionsfreiheit der chinesischen Kirche zu garantieren", hieß es in einer Erklärung der Kommission. "Stärkere Kontrolle durch die Regierung wird der Religionsfreiheit nur schaden", sagte Chen. "Der Vatikan sollte zumindest die chinesische Regierung auffordern, alle festgenommenen und vermissten Bischöfe und Priester freizulassen, und aufhören, sie zu belästigen."

Auch der Direktor für China-Studien an der Universität von Nottingham, Jonathan Sullivan, kritisierte das Abkommen. Der Vatikan verhalte sich "naiv", denn Peking verfolge ein klares "strategisches" Ziel. Die kommunistische Führung werde die Vereinbarung als Segen des Vatikans für die staatliche Kirche verkaufen, während sie weiter gegen Christen vorgehe, die nicht der staatlich kontrollierten Kirche angehörten.

Kirchenzerstörungen in China

Immer wieder werden in China Kirchen zerstört und ihre Mitglieder festgenommen. Die Behörden gehen gegen den Verkauf von Bibeln vor, konfiszieren andere religiöse Schriften und Gegenstände. Kirchliche Kindergärten werden geschlossen, Kreuze von Kirchen abmontiert.

Die kommunistische Führung in Peking hatte ein Abkommen mit dem Vatikan bisher verweigert, da der Kirchenstaat als eines von nur 17 Ländern weltweit Taiwan anerkennt. Peking betrachtet die Insel als abtrünnige Provinz, die eines Tages wieder mit dem Festland vereinigt werden soll.

Das Außenministerium in Taipeh erklärte am Samstag, der Vatikan habe Taiwan versichert, dass es bei der seit 76 Jahren gültigen Anerkennung bleibe. Zugleich äußerte Taipeh die Hoffnung, dass der Vatikan nun dafür sorgen könne, dass Christen in China nicht mehr verfolgt würden

(APA/dpa/AFP)

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