Vatikan: "Kirche beeindruckt Geschwätz nicht"

Vatikan Kirche beeindruckt Geschwaetz
Vatikan Kirche beeindruckt Geschwaetz(c) AP (PIER PAOLO CITO)
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Der Vatikan sichert Benedikt XVI. volle Solidarität zu. Sie lasse sich "nicht beeindrucken vom Geschwätz des Augenblicks und von den Prüfungen, die bisweilen kommen, um die Gemeinschaft der Gläubigen zu treffen".

Vatikanstadt. Papst Benedikt XVI. hat auch die Osterfeiern ohne ein Wort zu den Missbrauchsskandalen in der Kirche verstreichen lassen. Dafür hat der ranghöchste Kardinal, Angelo Sodano, klar gemacht, dass im Vatikan jetzt ein anderer Wind weht: In einer protokollarisch beispiellosen Solidaritätsadresse zu Beginn der Ostermesse am Petersplatz versicherte Sodano dem Papst, dass sich die Kirche um ihn schare. Und: Sie lasse sich „nicht beeindrucken vom Geschwätz des Augenblicks und von den Prüfungen, die bisweilen kommen, um die Gemeinschaft der Gläubigen zu treffen“.

Parallelen zu Leiden Jesu

Immerhin habe Jesus gesagt: „In der Welt seid ihr bedrängt, aber habt Mut, ich habe die Welt besiegt.“ Der Dekan des Kardinalskollegiums ging so weit, mit einem Bibelzitat Parallelen zu ziehen zwischen den Anschuldigungen gegen Benedikt und die Kirche sowie den Leiden Jesu: „Er wurde geschmäht, antwortete aber nicht mit Schmähungen; er wurde bedroht, drohte aber nicht mit Rache, sondern überließ sich dem, der mit Gerechtigkeit urteilt.“

Sodano dürfte sich nicht nur auf die generelle Kritik am „Schweigepapst“ bezogen haben, sondern speziell auf Berichte in deutschen und US-Medien. Gerade die „New York Times“ hat versucht, dem Papst und Ex-Chef der Glaubenskongregation eine Hauptrolle bei der Missbrauchsvertuschung nachzuweisen.

Absage an Satan

Der Papst hatte weder in der Karwoche noch zu Ostern das Thema angeschnitten. Bei der Feier der Osternacht hatte er nur an das christliche Taufversprechen erinnert, das eine „Absage an Satan“ enthält. Er rief dazu auf, „Unzucht und Unsittlichkeit, die Gewänder des Todes“ abzulegen, und wünschte – wie jedes Jahr – Frieden im Heiligen Land, im Irak, in Afrika und Lateinamerika.

Der Kapuziner Raniero Cantalamessa, Hausprediger des Papstes, hat sich am Ostersonntag für seine Aussagen beim Karfreitagsgottesdienst in Rom entschuldigt: Wenn er das „Zartgefühl der Juden und Opfer von Pädophilie verletzt“ habe, tue es ihm leid. Cantalamessa hatte einen Vergleich zwischen der Kritik an der Kirche und dem Antisemitismus gezogen; dabei will er freilich einen nicht näher genannten jüdischen Freund zitiert haben.

Protest im Dom von Dublin

In Dublin haben Demonstranten die Ostermesse in der Kathedrale gestört: Sie versuchten, Kinderschuhe auf den Altar zu stellen, der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, wurde mit Buhrufen empfangen. In Irland wurden über Jahrzehnte mindestens 14.500 Minderjährige in kirchlichen Instituten misshandelt. Der Bischof von Münster (Deutschland), Felix Genn, wurde bei der Ostermesse im Dom von einem 44-Jährigen mit einem Besen attackiert; der Angreifer riss die Osterkerze und ihren Ständer um, der Bischof konnte den Mann abwehren. Angeblich soll er verwirrt sein.

Siehe auch S. 8, Kommentar S. 23

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.04.2010)

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