Missbrauch: "Der Papst handelt, die Staaten nicht"

Missbrauch Papst handelt Staaten
Missbrauch Papst handelt Staaten(c) REUTERS (ALESSIA PIERDOMENICO)
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Die Kirche "verheimlicht ihre Sünden nicht", sagt Kardinal Tarcisio Bertone, die Nummer zwei im Vatikan. Der Papst will Missbrauchsopfer treffen, um ihnen moralischen Beistand zu leisten.

Kardinal Tarcisio Bertone, die Nummer zwei im Vatikan, leistet dem Papst Schützenhilfe: "Der Papst handelt, die Staaten nicht. Welcher Staat hat sich ernsthaft mit dem Problem des Kindesmissbrauchs auseinandergesetzt, einem extrem wichtigen sozialen Phänomen?" Benedikt XVI. leide "wegen dieser Fälle von Priestern, die ihrer Berufung und ihrer Mission untreu sind". Er wolle ein weiteres Mal Opfer von sexuellem Missbrauch treffen, um ihnen moralischen Beistand zu leisten, wie Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte.

Vertuschung gebe es im Vatikan nicht, sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Bertone zum Abschluss seines Besuchs in Punta Arenas in Südchile: "Die Kirche verheimlicht ihre Sünden nicht." Pädophilie sei "eine Herausforderung für die Staaten, aber auch für alle Menschen", erklärte Bertone. "Keine Institution hat so viel wie die Kirche unternommen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen", betonte der Kardinal. Pädophilie sei in anderen Gruppen viel verbreiteter als in der Kirche. "Die Priester sind vielleicht 1,2 Prozent der Gesamtzahl" an Pädophilen, meinte Bertone nach Angaben italienischer Medien.

Der vatikanische Regierungschef wies nach seinem Empfinden übertriebene Attacken gegen die Kirche und gegen die Priester zurück. Auf eine Frage, ob die Missbrauchsskandale zu einem Rückgang der Priesterweihen führen könnten, antwortete der Kardinal, er hoffe, dass dies nicht der Fall sein wird. "Die Mission, eine neue Welt zu verkünden, ist eine Herausforderung für uns alle", erklärte der vatikanische Staatssekretär.

Vatikan: "Fundamentlose Unterstellungen"

Papst Benedikt XVI. will - wie bereits in den USA und Australien - erneut Missbrauchsopfer treffen, sagte Vatikan-Sprecher Lombardi gegenüber "Radio Vatikan". Außerdem müsse man mit Entschlossenheit die vom Kirchenrecht vorgesehenen Verfahren gegen die Verantwortlichen der Missbrauchsfälle anwenden. Zugleich sei die Zusammenarbeit mit den Zivilbehörden bezüglich der strafrechtlichen Verantwortungen je nach Rechtslage in den unterschiedlichen Ländern wichtig, sagte Lombardi.

"Benedikt XVI. ist ein Hirte, der in der Lage ist, mit größter Aufrichtigkeit und Sicherheit diese schwierige Zeit in Angriff zu nehmen, in der es nicht an Kritik und an fundamentlosen Unterstellungen fehlt", sagte Lombardi. Der Papst verdiene "vollen Respekt und die Unterstützung, die ihm von allen Seiten der Kirche zukommen".

Papstvisite in Südamerika 2012?

Kardinal Bertone erklärte, dass Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 Lateinamerika besuchen könnte. "Der Papst ist ein dynamischer Mann. Wenn Gott ihm weiterhin gute Gesundheit gewährt, könnte er eine Reise nach Lateinamerika unternehmen", sagte Bertone. Chiles neuer Präsident Sebastian Pinera hat den Papst zu einem Besuch eingeladen.

(APA/Red.)

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