Tiroler Priester gesteht Missbrauch: Anzeige

Priester gestand Missbrauch Anzeige
Priester gestand Missbrauch Anzeige(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die Diözese in Innsbruck zeigt sich betroffen. Der Priester wurde suspendiert. Indessen hat auch die evangelische Kirche ein Disziplinarverfahren gegen einen pensionierten Priester eingeleitet.

WIEN/INNSBRUCK (d.n./red.). Ein in der Diözese Innsbruck tätiger Priester hat sexuellen Missbrauch gestanden und ist zur Selbstanzeige bereit. Er wurde suspendiert. Zuvor hatte sich sein Opfer bei der Ombudsstelle gemeldet. Dies bestätigte Generalvikar Jakob Bürgler dem ORF Tirol.

Der Missbrauch liege Jahre zurück. Die Handlungen seien nicht innerhalb der Diözese Innsbruck passiert, sondern offenbar in Vorarlberg. Ein derart schwerer Fall wie dieser sei im Zuständigkeitsbereich der Diözese noch nicht aufgetaucht, so Bürgler. Die Staatsanwaltschaft Feldkirch hat Ermittlungen aufgenommen. Der Wunsch des Opfers sei es, dass keine weiteren Details weitergegeben werden.

Missbrauchsfall auch in der evangelischen Kirche

Indessen hat nun auch die evangelische Kirche A.B. Österreichs ein Disziplinarverfahren gegen einen pensionierten Priester eingeleitet. Er soll 1974 bei einer Autofahrt nach Hause von einem Ausflug einem damals 14-Jährigen „in die Hose gegriffen“ haben, wie das Opfer jetzt angibt. Bischof Michael Bünker sagt zur „Presse“: „Die Kirchenleitung muss davon ausgehen, dass das ein berechtigter Vorwurf ist. Es war ja aus den deutschen Beispielen bekannt, dass ein Fall von sexueller Gewalt auch bei uns nicht auszuschließen ist. Aber das hat mich sehr betroffen gemacht. Ich geniere mich, dass ein Pfarrer so etwas tut.“

Kirchenintern wird sich demnächst ein Disziplinarsenat damit beschäftigen. Ihm gehören Richter und Anwälte an, die alle nicht im Solde der evangelischen Kirche stehen. Ihr Spruch wird für die Kirchenleitung bindend, wie Bischof Bünker betont. Der Pfarrer, der die Tat bestreitet, ist seit ungefähr eineinhalb Jahren in Pension. Laut Bünker drohen ihm der Entzug des Pfarrertitels und eines Teils der Pension – zwischen einem Viertel und einem Drittel.

Misshandlung in Salzburger Seniorenheim?

Schwerer Verdacht auch gegen ein Seniorenheim im Salzburger Pongau: Dort wurden vor zwei Wochen drei Mitarbeiterinnen fristlos entlassen. Sie sollen Bewohner bestohlen und zum Teil sogar sexuell missbraucht haben. Möglicherweise gab es auch einen Sterbehilfe-Versuch. Die Staatsanwaltschaft wurde eingeschaltet.

Morgen, Dienstag, findet zum Thema Missbrauch ein Runder Tisch im Wirtschaftsministerium statt. 30 Experten diskutieren mit Justizministerin Bandion-Ortner und Familienstaatssekretärin Marek, wie man Kinder schützt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.