Piusbrüder: "Homosexualität, nicht Zölibat ist Problem"

Clemens Fabry
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Ein "Bischof" der von katholischen Ämtern ausgeschlossenen Bruderschaft fordert in einem Interview Konsequenzen in der Kirche: "Will man Missbrauch verhindern, muss man Homosexuelle vom Priestertum fernhalten".

Die traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) des verstorbenen französischen Konzilsgegners Erzbischof Marcel Lefebvre fordert als Konsequenz aus dem Missbrauchskandal in Einrichtungen der Kirche, dass Homosexuelle vom Priesteramt fernzuhalten sind. Bischof Bernard Fellay, Generalsuperior der Bruderschaft, sagt im deutschen Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", die vom sexuellen Missbrauch Betroffenen seien "nahezu ausschließlich Jungen im geschlechtsreifen Alter". Das wertet Fellay als Beweis dafür, dass nicht der Zölibat das Problem der Kirche sei, sondern die Homosexualität. "Will man Missbrauch verhindern, muss man Homosexuelle vom Priestertum fernhalten", sagte Fellay.

Die Forderung deckt sich mit der offiziellen Haltung des Vatikans. Die römische Bildungskongregation hatte 2005 im ersten Jahr des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. und unter dem Eindruck des damaligen Missbrauchskandals in den USA eine Instruktion veröffentlicht, nach der Homosexuelle nicht zu Priestern geweiht werden dürfen. Wörtlich heißt es in dem Papier, "dass die Kirche - bei aller Achtung der betroffenen Personen - jene nicht für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen zulassen kann, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen".

Papst Benedikt XVI. hatte Anfang vergangenen Jahres die Exkommunikation der vier von Lefebvre ohne Erlaubnis geweihten "Bischöfe" aufgehoben. Nach dem Eklat um die Holocaust-Infragestellung durch den daraufhin von den Pius-Brüdern gemaßregelten Bischof Richard Williamson hatte Benedikt XVI. die früher weitgehend eigenständige Kommission "Ecclesia Dei" an die Glaubenskongregation angeschlossen. Bis zu einer Einigung haben die Anhänger der Pius-Bruderschaft nach vatikanischer Auslegung keinen ordnungsgemäßen Status in der Kirche und können auch kein Amt ausüben. Weltweit gehören der Bruderschaft rund 500 Priester an.

(red.)

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