Bischof Küng: "Homosexuelle Netzwerke" in der Kirche

Bischof Kueng Homosexuelle Netzwerke
Bischof Kueng Homosexuelle Netzwerke(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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St. Pöltens Diözesanbischof Küng sieht in Priesterseminaren und Teilen des katholischen Klerus eine Atmosphäre, "die ganz bestimmte Personen anzieht". Er spricht sich gegen eine Abkehr vom Zölibat aus.

In Priesterseminaren und Teilen des katholischen Klerus gibt es nach Einschätzung des St. Pöltner Diözesanbischofs Klaus Küng "homosexuelle Netzwerke". Solche Netzwerke könnten ein Kloster oder eine Diözese sogar existenziell bedrohen, sagte Küng der deutschen katholischen Tageszeitung "Tagespost". Es bilde sich nämlich eine Atmosphäre, "die ganz bestimmte Personen anzieht, andere dagegen abstößt zum großen Schaden der Seelsorge", so Küng, der sich in dem Interview auch klar zum Zölibat bekannte.

Nähmen homosexuelle Netzwerke überhand, gebe es nur eine "radikale Lösung: Unter Umständen Schließung solcher Seminare und Klöster mit einem Neubeginn", sagte Küng dem im bayerischen Würzburg erscheinenden Blatt. Der in der österreichischen Bischofskonferenz für Familienfragen zuständige Oberhirte sprach sich aber gegen ein generelles Aufnahmeverbot von gleichgeschlechtlich orientierten Priesteramtskandidaten aus, sondern forderte eine besonders genaue und eingehende Prüfung. Auch wies er die im Zuge der Missbrauchsdebatte auch von höchstrangigen Kirchenvertretern geäußerte Ansicht zurück, zwischen Homosexualität und Pädophilie gebe es einen direkten Zusammenhang.

Für "bewussten Verzicht auf Ehe und Familie"

Küng wandte sich auch gegen eine Abkehr von der Zölibatsverpflichtung für Priester und stellte sich damit gegen seinen Eisenstädter Bischofskollegen Paul Iby. Es gebe "kein stärkeres Zeichen für Gott und für die Liebe zur Kirche als den freiwilligen, bewussten Verzicht auf Ehe und Familie", betonte Küng. Für die Verwässerung dieses Zeichens machte er die verbreitete "Erotisierung" mitverantwortlich, die von der Gesellschaft auch in die Kirche hereingeschwappt sei.

Küng verteidigte in dem Zeitungsinterview auch die Kirchenlinie gegenüber wiederverheiratete Geschiedene, die wegen Ehebruchs keine Kommunion empfangen dürfen. Der Empfang der Eucharistie setze "immer (...) die Bemühung voraus, im Einklang mit den Weisungen des Herrn zu leben", sagte der Bischof dazu. Lebe man mit einer anderen Person als der kirchlich angetrauten in einer sexuellen Beziehung zusammen, sei dies nicht gegeben. "Wenn die Kirche die Einhaltung dieser Kriterien fordert, ist das nicht ein Mangel an Barmherzigkeit, sondern die Folge einer inneren Logik". Wiederverheiratete Geschiedene könnten aber die Kommunion empfangen, sollten sie ihre sexuelle Gemeinschaft nicht fortführen und "wie Bruder und Schwester leben".

"Trouble-Shooter" in St. Pölten

Klaus Küng war noch in seiner Zeit als Feldkircher Bischof als "Trouble-Shooter" in die Diözese St. Pölten gekommen. Im Juli 2004 wurde er zum Apostolischen Visitator bestellt, um die Situation in der Diözese und im Priesterseminar zu klären, nachdem Vorwürfe der Kinderpornografie und praktizierter Homosexualität bekanntgeworden waren. Am 7. Oktober 2004 wurde Küng zum Bischof von St. Pölten und damit als Nachfolger von Kurt Krenn ernannt.

(APA)

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