Missbrauch: Weitere Vorwürfe gegen Schulbrüder

ORDEN DER SCHULBR�DER IN WIEN-STREBERSDORF
ORDEN DER SCHULBR�DER IN WIEN-STREBERSDORF(c) APA/ROBERT JAEGER (Robert Jaeger)
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Ein Priester soll 2005 wegen Missbrauchs verurteilt worden sein. In den 1980er Jahren war er Lehrer in Strebersdorf, einer der missbrauchten Buben dort Schüler. Der Orden beteuert, davon nichts gewusst zu haben.

Die Schulbrüder sind am Samstag mit weiteren Missbrauchsvorwürfen konfrontiert worden. Provinzial Johann Gassner bestätigte der APA, dass es eine "Anschuldigung" gegen einen früheren Religionslehrer gebe. Dieser wurde laut ORF-Radio bereits 2005 verurteilt.

Der ORF verwies auf die Verurteilung eines Wiener Priesters im Jahr 2005 wegen sexuellen Missbrauchs. Dieser sei in den 1980er Jahren auch als Lehrer in Strebersdorf tätig gewesen, einer der missbrauchten Buben dort Schüler. Gassner bestätigt, dass eine entsprechende "Anschuldigung" durch einen Rechtsanwalt im Juni eingegangen sei.

"Der Priester war zwischen 1984 und 1987 bei uns. Wir haben gehört, dass es 2005 eine Verhandlung gegeben haben soll. Ich weiß allerdings bis jetzt nicht, ob bei dieser damaligen Verhandlung auch Fälle von unserer Schule dabei waren." Das Anwaltsschreiben deute allerdings darauf hin. Er habe es denn auch "absolut sofort und umgehend" an die Kommission weitergeleitet.

Der Orden beklagte aber im Gegenzug ein weiteres Mal die Vagheit der Vorhaltungen. Die von Waltraud Klasnic geleitete Opferschutzkommission lasse es hier an Transparenz vermissen, sagt Provinzial Johann Gassner.

Von Gang zur Kommission abgeraten?

Im Ö1-"Morgenjournal" kam zudem ein heute 51-Jähriger zu Wort, der von einem Übergriff in seiner Zeit als Internatsschüler bei den Schulbrüdern durch einen Religionslehrer berichtete. Er habe sich nun an die Schule gewandt, und dort habe man ihm abgeraten, sich an die Opferschutzanwaltschaft zu wenden, so der Betroffene. "Kommen Sie einmal vorbei, man kann über alles reden", sei ihm beschieden werden. Eine Darstellung, die Gassner zurückweist: Ein Mitbruder habe mit diesem früheren Schüler gesprochen, bestätigte er. Doch ihm sei "explizit" empfohlen worden, zur Kommission zu gehen. Da aber der nämliche Priester - "ein Weltpriester, kein Ordenspriester", hielt Gassner fest - bereits verstorben sei, habe der Betroffene darin keinen Sinn gesehen.

Gassner beteuerte einmal mehr, dass die Schulbrüder an einer raschen und vollständigen Aufklärung aller Vorwürfe interessiert sei. Doch was von der Klasnic-Kommission "weitergetragen wird an die Staatsanwaltschaft, das ist auch nebulos". Die Aussagen der Kommission seien nicht präzise genug, "wir wissen oft nicht genau, welche Vorwürfe erhoben werden". Hier müsse "Klartext" gesprochen werden.

"Sadistischster Erzieher"

Den Missbrauchsvorwurf gegen den in der Öffentlichkeit mehrmals angesprochen Bruder P. weist der Orden weiterhin vehement zurück. Keine sexuellen Übergriffe, aber gewalttätige Erziehungsmethoden will der im ORF-Radio zitierte Betroffene durch ihn erlitten haben: Er sprach wörtlich vom "sadistischsten Erzieher, den ich je erleben musste". P. entschuldige sich für "inadäquate Erziehungsmethoden", die Bezeichnung als Sadist aber "kann er und können wir nicht nachvollziehen", schrieben dazu die Schulbrüder in einer Aussendung.

(APA)

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