Pakistan: Christin in Pakistan zum Tod verurteilt

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Pakistan Christin Pakistan verurteilt(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Asia Bibi, eine fünffache Mutter und Angehörige der kleinen christlichen Minderheit in Pakistan, sitzt bereits seit Sommer des Vorjahrs wegen angeblicher Lästerung des Propheten in Haft.

[Lahore/Wien]Asia Bibi ist Tagelöhnerin, fünffache Mutter – und sie sitzt in der Todeszelle. Vor wenigen Tagen wurde sie durch ein Gericht in Lahore in der Provinz Punjab an der Grenze zu Indien zum Tod durch Erhängen verurteilt. Grund: Gotteslästerung. Damit ist sie die erste Frau in dem muslimischen Staat, die wegen angeblicher Blasphemie exekutiert werden soll; freilich ist sie nicht der erste Christ, der deswegen verurteilt wurde.

Die Geschichte von Asia Bibi beginnt im Juni letzten Jahres. Die bekennende Christin arbeitet gemeinsam mit anderen Frauen auf dem Feld, als sie gebeten wird, Wasser zu holen. Doch die anderen Tagelöhnerinnen weigern sich, es zu trinken. Das Wasser sei unrein, da es von einer Christin gereicht wurde. Darauf soll Bibi, deren Alter mit 45 Jahren angegeben wird, eine abfällige Bemerkung über Mohammed gemacht haben. Der US-Organisation „Persecution.com“ zufolge soll sie gesagt haben, dass Jesus am Kreuz für die Menschen gestorben sei – daher sei er der wahre Prophet Gottes.

Shahzad Kamran von der Organisation „Sharing Life Ministry Pakistan“ erklärt, Bibi werde zu Unrecht beschuldigt, die Aussage werde ihr unterstellt. Wenige Tage später wurde sie verhaftet, nachdem sie von einer aufgewühlten Menge bedroht worden war.

Mehr als ein Jahr später wurde ihr der Prozess gemacht. Sie wurde zum Tode verurteilt. Und nebenbei zu einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet rund 900 Euro.

Blasphemie-Gesetz als Vorwand

Grundlage der Verurteilung ist das „Blasphemie-Gesetz“. Laut Artikel 295C im pakistanischen Strafgesetzbuch steht auf Gotteslästerung der Tod. Menschenrechtsorganisationen fordern seit Jahren die Aufhebung des Gesetzes. Pakistans Minister für Minderheiten, Shabaz Bhatti, ist selbst Katholik – Christen stellen in dem Land nur etwa drei Prozent der Bevölkerung.

Bhatti versprach bis Ende 2010 eine Revision des Gesetzes. Doch die Hilfsorganisationen zweifeln an der Umsetzung. Bhatti sagte nach dem Urteil, dass er Bibi so gut wie möglich unterstützen wolle. Das Blasphemie-Gesetz sieht er als von vielen ausgenutzten Vorwand, „um Rechnungen untereinander zu begleichen und politisch oder religiös motivierte Rache zu üben“.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt vermutet, dass das Urteil nicht vollstreckt wird. Bisher sei keiner der wegen Gotteslästerung Verurteilten hingerichtet worden. Doch steht Bibi wohl jahre- bis jahrzehntelange Haft bevor.

Laut Schätzung der IGFM sitzen derzeit rund 15 Christen in Pakistan wegen Blasphemie ein, drei davon in der Todeszelle: Kingri Masih und Anwar Kenneth seit 2002, Younis Masih seit 2006. Im Gefängnis werden sie von Mithäftlingen bedroht. Auch nach ihrer Entlassung (sofern das geschehen sollte) müssen sie und ihre Familien mit Angriffen rechnen. So wie Bibi, ihr Mann und ihre fünf Kinder.

Auf einen Blick

Asia Bibi ist in Lahore in Pakistan zum Tod durch den Strang verurteilt worden. Der Christin und fünffachen Mutter wird vorgeworfen, Gotteslästerung begangen zu haben. Seit einem Jahr ist sie in Haft, Grundlage der Verurteilung ist das pakistanische Blasphemie-Gesetz. [Internet]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2010)

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