Wien: Treffen radikaler Islam-Prediger geplatzt

Wien Treffen radikaler Prediger
Wien Treffen radikaler Prediger(c) FABRY Clemens
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Rund um Weihnachten sollten salafistische deutsche Prediger in Wiens Moschee auftreten. Nach Protesten – auch innermuslimischen – folgte die Absage durch Direktor Hashim Al-Mahrougi.

Wien. Eine Veranstaltung in der Wiener Moschee am Hubertusdamm sorgt für Aufregung: Rund um die Weihnachtsfeiertage sollten hier bei einem „Islamseminar“ einige Prediger aus Deutschland auftreten, die dem radikalen Salafismus zugeordnet werden – einer fundamentalistisch orientierten Strömung des Islam, die mit bewusst einfachen Antworten auf alle Fragen des Lebens vor allem junge Menschen und Konvertiten anspricht. Und die in Deutschland von Verfassungsschützern als „stark radikalisierungsfördernd“ bezeichnet wird.

Abu Dujana, Abu Abdullah, Abdellativ und Ibrahim Abu Nagie lauten die Namen der Prediger, die bei freiem Eintritt in Wiens einziger erkennbarer Moschee ihre Ansichten weiterverbreiten sollten. Sollten, denn die im Internet auf mehreren Websites bereits angekündigte Veranstaltung wird nicht stattfinden. Nach mehreren Hinweisen – von der Floridsdorfer Bezirksvorstehung aber auch von innermuslimischer Seite – sagte Direktor Hashim Al-Mahrougi die Veranstaltung ab.

Eine offizielle Zusage habe es aber ohnehin nie gegeben, sagt Omar Al-Rawi, Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Vielmehr hätten zwei Jugendliche in der Moschee gefragt, ob das Zentrum offen für alle sei und man dort Veranstaltungen organisieren könne. Direktor Al-Mahrougi habe sich grundsätzlich offen gezeigt – und gar nicht gewusst, um wen es sich bei den potenziellen Gästen handle. „Als er es erfahren hat, war aber klar, dass die Veranstaltung nicht stattfinden wird“, so Al-Rawi.

Die Menschen hinter der Veranstaltung schätzt Al-Rawi „vom Gefühl her als Eigenbrötler und Konvertiten ein“. Ein Befund, der sich mit der Einschätzung vieler Experten deckt. Und gerade in Deutschland, so heißt es von Verfassungsschützern, habe die salafistische Szene starken Zulauf – vor allem von jungen Männern auf Sinnsuche, die hier das Gefühl emotionaler Geborgenheit vermittelt bekämen. Einer der Stars der Szene ist der zum Islam konvertierte Prediger Pierre Vogel alias Abu Hamsa.

Einladung zur „wahren Religion“

Aber wer steckt hinter der Idee, die deutschen Prediger, die der Website „Die wahre Religion“ nahestehen, nach Wien zu holen? Wer der genaue Organisator sei, könne er nicht sagen, meint Alioski Ramadan – er ist einer der Ansprechpartner der österreichischen Website „Der wahre Weg“, auf dem die Veranstaltung beworben wurde. Es hätten jedenfalls mehrere Seiten zusammengearbeitet. Mit den Vorwürfen, dass die eingeladenen Prediger problematische Ansichten hätten, kann er nichts anfangen: „Sie sagen nur die Wahrheit.“ Das Konzept dahinter sei Dawa – was auf Arabisch so viel wie „Einladung“ bedeutet. „Wir wollen zeigen, dass der Islam die wahre Religion ist.“ Ob die Veranstaltung nun an einem anderen Ort in Wien stattfinden wird, wisse Ramadan nicht. Die Verbreitung des Islam werde aber in jedem Fall weitergehen – etwa mit Infoständen, an denen Broschüren verteilt würden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2010)

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