Katholische Theologen fordern Ende für Zölibat

Katholische Theologen fordern Ende
Katholische Theologen fordern Ende(c) BilderBox (BilderBox.com / Erwin Wodicka)
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Etwa 150 Theologen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz machen sich in einem Memorandum für Frauen als Priester stark. Außerdem fordern sie mehr Mitspracherecht für das Kirchenvolk bei der Wahl der Bischöfe.

In einem "Memorandum" unter dem Titel "Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch" plädieren etwa 150 Theologieprofessoren aus Österreich, Deutschland und der Schweiz für einen intensiven Reformkurs in der katholischen Kirche. Veröffentlicht wurde die Erklärung am Freitag auf der Website der "Süddeutschen Zeitung". Die Theologen fordern darin unter anderem eine stärkere Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung von Amtsträgern, die Priesterweihe auch von Verheirateten, eine verbesserte kirchliche Rechtskultur und mehr Respekt vor individuellen Lebensentscheidungen.

In sechs Punkten breiten die Unterzeichner dabei Vorschläge aus, die in einem Dialogprozess besprochen werden müssten. U.a. warnen die Theologen darin davor, unter dem Druck des Priestermangels "XXL-Pfarren" zu konstruieren und darin Priester zu "verheizen". In einem weiteren Punkt fordern sie, dass die "kirchliche Hochschätzung der Ehe" nicht mit einem Ausschluss jener einhergehen dürfe, "die Liebe, Treue und gegenseitige Sorge in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft oder als wiederverheiratete Geschiedene verantwortlich leben". Schließlich bedürfe auch die Liturgie einer Erneuerung, damit sie "nicht in Traditionalismus erstarrt".

Glaubensleben privatisiert

"Im vergangenen Jahr sind so viele Christen wie nie zuvor aus der katholischen Kirche ausgezogen", heißt es in dem Text. Sie hätten der Kirchenleitung ihre Gefolgschaft aufgekündigt oder ihr Glaubensleben privatisiert. Die Kirche müsse diese Zeichen verstehen "und selbst aus verknöcherten Strukturen ausziehen, um neue Lebenskraft und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen". Die "tiefe Krise unserer Kirche" fordere, auch jene Probleme anzusprechen, die nicht unmittelbar etwas mit dem Missbrauchsskandal zu tun hätten. Ausdrücklich warnt das Papier vor der Gefahr, "die vielleicht letzte Chance zu einem Aufbruch aus Lähmung und Resignation durch Aussitzen oder Kleinreden der Krise" zu verspielen. "Dem Sturm des letzten Jahres darf keine Ruhe folgen!"

Ein solcher Neuaufbruch könne nicht in einer "ängstlichen Abschottung von der Gesellschaft" gelingen, sondern nur "mit dem Mut zur Selbstkritik und zur Annahme kritischer Impulse - auch von außen". Dies habe die Krise des vergangenen Jahres gelehrt. Glaubwürdigkeit werde die Kirche nur zurückerlangen, wenn "Selbst- und Fremdbild" nicht auseinanderklaffen. Mit ihrer Erklärung wenden sich die Theologen schließlich "an alle, die es noch nicht aufgegeben haben, auf einen Neuanfang in der Kirche zu hoffen und sich dafür einzusetzen".

Elf österreichische Professoren

Unter den Unterzeichnern sind auch elf Theologie-Professoren aus Österreich, darunter der Dekan der Wiener Katholisch-Theologischen Fakultät, Martin Jäggle, der Rektor der Universität Salzburg, Heinrich Schmidinger, der Wiener Pastoraltheologe Johann Pock und der Innsbrucker Pastoraltheologe Franz Weber.

(Ag.)

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