Die Behörden ermitteln gegen den gestürzten Innenminister: Er soll Terrorkommandos gegen Kopten aufgebaut haben. Die Übergriffe seien nach dem Umsturz zurückgegangen, berichten Kopten.
Nach dem Umsturz in Ägypten werden schwere Vorwürfe gegen das frühere Regime erhoben: Der ägyptische Generalstaatsanwalt ermittelt gegen den früheren ägyptischen Innenminister Habib el-Adly. Er soll in den Bombenanschlag auf die koptische Al-Qiddissine-Kirche in Alexandria vom 31. Dezember mit 24 Todesopfern verwickelt sein, teilte die "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) unter Berufung auf einen Bericht des TV-Senders Al-Arabiya mit.
Britische Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter sollen demnach berichtet haben, dass el-Adly selbst Terrorkommandos gegen Kopten aufgebaut habe. Ziel sei gewesen, nach Anschlägen die Regierung von Präsident Hosni Mubarak als Retter vor dem Islamismus darzustellen.
Das ägyptische Innenministerium hatte mehrfach geänderte Versionen des Tatgeschehens präsentiert und schnell ausländische Attentäter des Terrornetzwerks al-Qaida für das Blutbad verantwortlich gemacht. Die Planung des Anschlags schrieb Kairo der im Gaza-Streifen ansässigen "Armee des Islam" zu, die jedoch jede Beteiligung bestritt.
Die ägyptische Botschaft in Wien hatte Mitte Jänner eine Involvierung ägyptischer Sicherheitskräfte in den Anschlag auf die koptische Kirche in Alexandria in der Silvesternacht zurückgewiesen. "Die Botschaft der Arabischen Republik Ägypten in Österreich verurteilt mit aller Schärfe den Terroranschlag gegen die Kirche der Zwei Heiligen in Alexandria", hieß es in einer Aussendung der ägyptischen Botschaft.
"Hetzerei durch das Regime"
Bei der Revolution seien allerdings Christen und Muslime geeint gegen das Regime vorgegangen, sagte der Präsident des Vereins "Integration koptischer und österreichischer Freundschaften", Kamal Abd El Nour, am Dienstag in Wien. "Drei Tage lang gab es in Ägypten keine Polizisten und keinen Innenminister und keine einzige Kirche hat auch nur einen Kratzer abbekommen, da haben wir gesehen, dass die Hetzerei durch das Regime geschürt worden war", so Abd El Nour.
Eine Verbrüderung zwischen Christen und Muslimen konstatierte auch der Präsident der ägyptischen Gemeinde in Österreich, Soleiman Ali. Muslime hätten auf dem Tahrir-Platz die Kopten während ihres Gebets vor den Schlägen der Polizisten beschützt und umgekehrt, dies mache diese Revolution so einmalig, erklärte Ali.
(APA)