"Gott hasst Schwule": Kirche darf Begräbnisse stören

Westboro Baptist Church
Westboro Baptist Church(c) REUTERS (Jim Urquhart)
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Die radikale Westboro Baptist Church darf bei Beerdigungen von US-Soldaten demonstrieren, urteilt das Oberste Gericht der USA. Die Kirche behauptet, dass der Tod der Soldaten eine Folge der Homosexualität sei.

In einem Grundsatzurteil zur freien Meinungsäußerung hat das Oberste Gericht der USA einer kleinen Kirchengruppe das Recht zugestanden, Soldatenbegräbnisse durch Proteste zu stören. Das Gericht in Washington stellte sich in dem am Mittwoch veröffentlichten Urteil mit acht zu einer Stimme hinter die umstrittene Westboro Baptist Church, die durch die lautstarke Störung von Soldatenbegräbnissen auf ihre radikal anti-homosexuelle Haltung aufmerksam macht. Dies sei durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.

Geklagt hatten die Hinterbliebenen eines 20-jährigen US-Soldaten, der im Irak gefallen war und dessen Bestattung von der Kirchengruppe gestört wurde. Die Kirche um den radikalen Prediger Fred Phelps, die hauptsächlich aus dessen Familienmitgliedern besteht, argumentiert, dass US-Soldaten in Kriegseinsätzen vor allem deshalb sterben, weil die USA Homosexualität duldeten, in Sünde lebten und deshalb von Gott bestraft würden. Bei den Begräbnissen äußert die Gruppe lautstark ihre Freude über den ihrer Ansicht nach verdienten Tod von Soldaten.

"Wir können auf dieses Leid nicht reagieren"

Die höchste Richter der USA stellten in ihrem Urteil fest, dass die Kirchengruppe durch ihre Meinungsäußerungen "großes Leid" verursache. "Wir können auf dieses Leid aber nicht reagieren, indem wir den Redner bestrafen", argumentieren sie weiter. Das Recht auf freie Meinungsäußerung "beschützt selbst verletzende Worte, um so sicherzustellen, dass wir nicht die öffentliche Debatte unterdrücken". Dieses Recht gelte auch für die Mitglieder der Westboro-Kirche, so unangebracht deren Äußerungen auch sein mögen.

Trotz ihrer geringen Größe hat die Westboro Baptist Church in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit in den USA erfahren und einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Hinterbliebene von gefallenen Soldaten hatten wiederholt mit Fassungslosigkeit und Verzweiflung auf die Störungen reagiert. Mehrere Bundesstaaten verabschiedeten eigens Gesetze, um die Mitglieder von Begräbnissen fernzuhalten. Zu den Parolen, welche die Kirche bei Begräbnissen auf Plakaten und in Sprechchören skandiert, zählen "Dankt Gott für tote Soldaten" und "Gott hasst Schwule".

(Ag.)

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