Evangelische Kirche erlaubt Sterbehilfe in Ausnahmen

Evangelische Kirche heisst passive
Evangelische Kirche heisst passive(c) BilderBox (BilderBox.com / Erwin Wodicka)
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Der Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen sei nicht "immer und völlig falsch", so die Kirche in einer Broschüre. Der Text solle als Anstoß zur öffentlichen Debatte und als Orientierungshilfe dienen.

In einer Broschüre spricht sich die Evangelische Kirche indirekt für passive Sterbehilfe aus: Man sei zum Beispiel nicht bereit, "die Beendigung der Ernährung von Patienten im Wachkoma als immer und völlig falsch abzulehnen", heißt es in dem Text von "Leben hat seine Zeit, Sterben hat seine Zeit", der am Donnerstag von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in deutscher Sprache präsentiert worden ist. Die Broschüre solle als "Grundlage zur öffentlichen Diskussion und Orientierung" dienen, sagte der evangelische Bischof Michael Bünker, der auch Generalsekretär der GEKE ist.

Das Leben sei eine Gabe Gottes, sagte der Theologe Ulrich Körtner für den Fachkreis Ethik der GEKE konstatierte, Sterben habe sich aber "durch medizinische Fortschritte verändert". Er sprach als Beispiele komplexe Themen wie Schmerztherapie und das Aussetzen lebensverlängernder Maßnahmen an. Die Bandbreite der ethischen Erwägungen reicht den Ausführungen zufolge vom Recht auf ein Leben bis zum natürlichen Ende bis hin zu einem möglichen Behandlungsverzicht. Es gebe durchaus Situationen, in denen ein Therapiestopp ethisch gerechtfertigt sei, führte Körtner aus. "Aus christlicher Sicht gibt es kein positives Recht auf Suizid", erklärte Körtner. Dennoch sei es Aufgabe der Kirche, auch jene Menschen zu begleiten, die keinen anderen Ausweg sehen.

Im Mai 2011 erschien die englische Ausgabe der Broschüre, jetzt wurde die deutschsprachige Übersetzung veröffentlicht. Angesprochen werden Fragen des Sterbens aus Sicht der Theologie, Medizin, des Rechts und der Seelsorge, wie etwa das Aussetzen lebensverlängernder Maßnahmen, die Palliativpflege, die Sterbehilfe und die Suizidhilfe. Der Text soll im "interdisziplinären wie im ökumenischen Gespräch Standard sein", so Bischof Bünker.

Die GEKE vereint 105 protestantische Kirchen in 30 Ländern. Die Geschäftsstelle des Dachverbands ist in Wien angesiedelt.

(APA)

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