Der Austro-Islamist ist wieder aktiv

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Vor einem knappen Monat wurde Mohamed M. aus der Haft entlassen, nun tritt er in Videos als Salafisten-Prediger auf.

Wien. Er ist wieder aktiv. Nur wenige Wochen nach seiner Freilassung tritt Mohamed M., der wegen Terrorismus vier Jahre Haft absitzen musste, bereits wieder in Videos auf, die auf radikal-islamischen Plattformen zu sehen sind. „Wa Islamah“ – „Oh, mein Islam“ – lautet der Titel eines der Videos, in denen der 26-Jährige unter dem Pseudonym Abu Usama Al-Gharib über seine Version des Islam referiert.

So klagt er etwa darüber, dass viele Muslime heute nur noch der „Dunja“ hinterherrennen würden – gemeint ist mit diesem arabischen Begriff die diesseitige Welt. „Die Dunja ist dein Verderben, nicht deine Zukunft“, ruft er aus. Und tadelt seine Glaubensbrüder, die „irgendwelche ,Kufr‘-Schulen besuchen“, um später wie ein Sklave zu arbeiten. „Kufr“ ist auch einer jener Begriffe, die er immer wieder anspricht – das arabische Wort steht für „Unglauben“.

Salafistisches Gedankengut

In Diktion und Gestik erinnert er, wenn auch um einiges unbeholfener, an den deutschen Prediger Pierre Vogel, der der neofundamentalistischen Strömung der Salafiyya zugerechnet wird. Die „Salafisten“, die sich an der Frühzeit des Islam orientieren und Koran und Sunna fundamentalistisch und wörtlich auslegen, hatten in den vergangenen Jahren vor allem in Deutschland vermehrten Zulauf – vor allem von jungen Männern.

Im aktuellen österreichischen Verfassungsschutzbericht ist auch davon die Rede, dass die „Zahl der sich radikalisierenden jungen Anhänger der salafistisch-jihadistischen Ideologie“ im Ansteigen begriffen sei. Auch seien unter ihnen „fortgeschrittene Stadien“ der Radikalisierung, darunter auch eine „Bereitschaft zur Gewaltanwendung“ erkennbar.

Der 26-jährige Mohamed M., ein Österreicher mit ägyptischen Wurzeln, hatte schon vor seiner Verhaftung am 12. September 2007 mit umstrittenen Aussagen aufhorchen lassen. Unter anderem hatte er Muslime auf Flugblättern zum Wahlboykott aufgerufen. In einer ORF-Sendung hatte er sich zu Drohvideos, die an die Regierungen Österreichs und Deutschlands gerichtet waren, geäußert – und sich dabei als Mitglied der „Global Islamic Media Front“ bezeichnet.

Schließlich wurde sein Computer von der Polizei überwacht – dabei entdeckten die Ermittler, dass M. – gemeinsam mit seiner nach islamischem Recht angetrauten Frau – in Internetforen aktiv war, die der al-Qaida nahestehen. Unter anderem war darin auch von einem möglichen Anschlag auf die Fußball-EM 2008 in Wien die Rede. Wegen Bilden und Fördern einer terroristischen Vereinigung (§ 278b) wurde er schließlich zu vier Jahren Haft verurteilt, die er bis zum letzten Tag absitzen musste.

Held der islamistischen Szene

Noch während er in Haft war, wurde er in der islamistischen Szene als Held verehrt. Auf einer salafistischen Internetseite wurde seine Entlassung „aus dem Gefängnis des Taghuts“ gefeiert. „Taghut“ steht sinnbildlich für ein böses, korruptes System. Ein System, mit dem er die westliche Welt meint. „Die Kultur der Grausamkeiten, die Kultur des Holocaust ist eure, nicht unsere“, schreit er. Um gleich danach die Millionen Opfer des Zweiten Weltkriegs zu erwähnen. „Waren wir das? Oder war Scheich Osama bin Laden das?“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2011)

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