Umfrage: Pfarrerinitiative "nicht mehr zu stoppen"

Symbolbild Kirche
Symbolbild Kirche(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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89 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Frauen zum Priesteramt zugelassen werden sollten. Widersprochen wird der Strategie von Kardinal Christoph Schönborn, Pfarren zusammenzulegen.

[WIEN/APA] Die Mehrheit der Österreicher lehnt die Zusammenlegung oder Schließung von Pfarren aufgrund des Mangels an katholischen Priestern ab. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Oekonsult sprachen sich im Vorfeld der im März stattfindenden Pfarrgemeinderatswahlen 87 Prozent dagegen aus.
Die Pfarrerinitiative und deren Aufruf zum Ungehorsam kennen 86 Prozent, 67 Prozent halten es für eine gute Idee, dass diese – wie von deren Sprecher Helmut Schüller angekündigt – weltweit aktiv wird.

Die Zusammenlegung oder Schließung von Pfarren bezeichnen 86 Prozent der Katholiken jedoch als „problematisch“. Die Hälfte der Befragten u. a. deshalb, weil man auf eine Kirche in der näheren Umgebung nicht verzichten will.

Etwa ein Drittel der Befragten fürchtet, dass Priester in Zukunft weniger Zeit für Seelsorge haben könnten und so der persönliche Kontakt verloren geht.

Gehorsam unpopulär

(c) Die Presse / GK

Gehorsam, wie ihn die Kirchenleitung angesichts der aktuellen Diskussion nun verstärkt einmahnt, ist laut Umfrage keine entscheidende Kategorie mehr. Fast zwei Drittel (60 Prozent) glauben, dass eben dieser nicht zur „Katholikenpflicht“ gehört. Insofern widersprechen auch 71 Prozent der Strategie von Kardinal Christoph Schönborn im Umgang mit den revoltierenden Pfarrern. Dass Helmut Schüller einen „Privatfeldzug“ gegen den Wiener Erzbischof führt, verneinen immerhin 77 Prozent.

Auch dass die Pfarrerinitiative bald versanden könnte, hält die Mehrheit (68 Prozent) für ausgeschlossen. Vielmehr sind sich 82 Prozent sicher, dass die Reformer nicht mehr zu stoppen seien. 78 Prozent meinen, der Kirchenkonflikt habe bereits gesamtgesellschaftliche Relevanz erreicht.

Demnach meinen auch 82 Prozent, die Amtskirche werde sich früher oder später angesichts ihrer vielfältigen Problemfelder in Richtung Reformdialog bewegen müssen.
Das jüngste Papier der Pfarrerinitiative mit den „Fünf ,Nein‘“ befürworten 67 Prozent der Österreicher. So sieht sich auch bei den Kernanliegen der Reformer der Großteil der Bevölkerung auf deren Seite: Gleich 89 Prozent finden, Frauen sollten zum Priesteramt zugelassen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2012)

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