Salafist soll hinter Anschlag auf Moschee stecken

(c) REUTERS (YVES HERMAN)
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Nach dem Brandanschlag auf eine schiitische Moschee in Belgien mit einem Todesopfer haben sich die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten verstärkt. Ein sunnitischer Extremist wird für das Attentat verantwortlich gemacht.

Den haag/Brüssel. Ein Brandanschlag auf die Brüsseler Rida-Moschee im Stadtteil Anderlecht hat die Spannungen zwischen schiitischen und sunnitischen Muslimen in Belgien verstärkt. Bei dem Anschlag kam der 46-jährige schiitische Imam Abdullah Dadou ums Leben. Er starb nach Angaben der Brüsseler Behörden an den Folgen einer Rauchgasvergiftung. Zwei weitere Besucher der Moschee überlebten den Anschlag mit leichten Rauchgasvergiftungen.

Der Attentäter konnte unmittelbar nach dem Brandanschlag überwältigt werden und wurde am Dienstag von der Polizei vernommen. Er war am Montagabend gegen 19 Uhr in die Rida-Moschee gestürmt, hatte dort einen mit Benzin gefüllten Molotowcocktail gezündet und immer wieder „Syrien, Syrien“ gerufen, berichteten Augenzeugen. Auch habe er in seinen Rufen die Schiiten für das Blutbad in Syrien verantwortlich gemacht. Das könnte sein Motiv für den Anschlag gewesen sein. Ferner soll der Attentäter mit einer Axt bewaffnet gewesen sein.

Es soll sich bei dem Brandstifter um einen radikalen Salafisten handeln, einer fundamentalistischen Strömung innerhalb der sunnitischen Muslime. Nach Darstellung der Brüsseler Polizei geht diese davon aus, dass der festgenommene Mann der Brandstifter ist.

Schon öfter Drohungen erhalten

Den radikal-islamischen Hintergrund des Attentäters bestätigte auch die Vorsitzende der französischsprachigen Muslim-Exekutive in Belgien, Isabelle Praile. Praile, selbst Schiitin, erklärte im Radio, dass es sich nach ihren Informationen um einen radikalen Salafisten handle, der den Anschlag auf die Moschee verübt hat. „Die Rida-Moschee ist die größte schiitische Moschee in Brüssel. Sie muss schon seit fünf Jahren bewacht werden, weil wir immer wieder Drohungen von militanten Salafisten erhalten“, berichtete Praile. Der bei dem Anschlag umgekommene Iman sei „ein weiser Mann gewesen, der gegen Gewaltanwendung war“, sagte Isabelle Praile. Sie bedauerte, dass „internationale Konflikte“ nun offenbar auch in Belgien ausgetragen werden. Ein schiitischer Mitarbeiter der Moschee erklärte zudem, dass der Attentäter vor und während seines Anschlages auch antischiitische Slogans gerufen habe.

Der Bürgermeister von Anderlecht, Gaetan Van Goidsenhoven, sagte in einer ersten Reaktion, er sei „geschockt über diese schreckliche und völlig unakzeptable Tat“. Er rief die Bevölkerung von Anderlecht zur Besonnenheit und zur Ruhe auf. Die belgische Innenministerin Joëlle Milquet verurteilte den Brandanschlag ebenfalls auf Schärfste. Sie wies darauf hin, dass der Anschlag in Verbindung mit den Spannungen im Nahen Osten stehen könnte. Außerdem lasse sie prüfen, ob die Rida-Moschee noch besser beschützt werden könne.

Schon 1989 wurde ein Imam Opfer eines Anschlags. Damals erschoss ein Unbekannter einen saudiarabischen Geistlichen. Eine proiranische libanesische Gruppe bekannte sich zu dem Attentat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2012)

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