Homosexueller Pfarrgemeinderat: Treffen mit Schönborn

Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Kardinal Christoph Schönborn will prüfen lassen, ob die Wahl korrekt abgelaufen ist. Er möchte ein Gespräch mit dem abgewiesenen Kandidaten führen.

Kardinal Christoph Schönborn will ein Gespräch mit jenem Kandidaten bei der Pfarrgemeinderatswahl im niederösterreichischen Stützenhofen führen, der aufgrund seiner Homosexualität vom dortigen Pfarrer abgewiesen worden war. "Wir sehen uns die Sache genau an", betonte der Wiener Erzbischof am Freitag. Ein Urteil wollte der Kardinal noch nicht abgeben, er verwies aber auf die Rahmenbedingungen für dieses Amt.

Niemand dürfe aufgrund seiner Rasse, seiner Religion oder seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden, zitierte Schönborn den Katechismus der römisch-katholischen Kirche. Trotzdem gebe es eine Rahmenordnung für die Funktion eines Pfarrgemeinderats: "Jeder Mensch muss mit seinem Lebensstil so umgehen, dass er mit den kirchlichen Vorgaben übereinstimmt." Dies habe nichts mit Diskriminierung zu tun. Überprüft werden müsse auch, ob die Wahl korrekt abgelaufen sei. Das Gespräch soll laut Schönborn bereits am Samstag stattfinden.

Abseits des Falles in Stützenhofen zeigte sich Schönborn erfreut über das vorläufige Ergebnis der Pfarrgemeinderatswahlen am vergangenen Sonntag. Die Beteiligung sei mit 20 Prozent gegenüber den Wahlen im Jahr 2007 stabil geblieben. Dies sei ein "starkes Zeichen von Lebendigkeit und Hoffnung in der Kirche", merkte die Österreichische Bischofskonferenz in einer Erklärung nach ihrer Vollversammlung diese Woche im Kärntner Tainach/Tinje an.

Bewegung in Debatte mit Reformern

Im Konflikt mit den "ungehorsamen" Reformern sieht Schönborn Fortschritte. "Es ist eine Situation, die durchaus in Bewegung ist", ging er auf die neuen "modifizierten" Thesen der Pfarrerinitiative ein. Zugleich verwies der Wiener Erzbischof aber auf den geharnischten Hirtenbrief des Grazer Diözesanbischofs Egon Kapellari. Alle Bischöfe würden hinter diesem stehen, so Schönborn.

Laut Schönborn bedarf es im Konflikt mit den Reformern nach wie vor einer Klärung, von einer "Pattstellung" könne aber nicht die Rede sein. "Wir haben Grenzen genannt, die zu beachten sind, aber auch die Bereitschaft zum Gespräch." Zudem würde es nicht nur aufseiten der Pfarrerinitiative Kompromissbereitschaft geben, auch "insgesamt" bewege sich in der Kirche mehr, als wahrgenommen werde. Gerade die Pfarrgemeinderatswahl am vergangenen Sonntag habe dies gezeigt.

(APA)

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