Kirchen-Streit: Schüller will mit dem Papst reden

INTERVIEW MIT DEM OBMANN DER PFARRERINITIATIVE HELMUT SCH�LLER
INTERVIEW MIT DEM OBMANN DER PFARRERINITIATIVE HELMUT SCH�LLER(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (Herbert Pfarrhofer)
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Papst Benedikt habe Fragen gestellt, also wolle er vermutlich auch Antworten hören, sagt Helmut Schüller, der Obmann der Pfarrerinitiative. Von der Kritik des Papstes zeigt sich Schüller "angenehm überrascht",

Kirchenrebell Helmut Schüller will mit dem Pontifex reden. Eine Rücknahme ihres „Aufrufs zum Ungehorsam“ lehnt die Österreichische Pfarrerinitiative ab, aber sie strebt nun einen Termin bei Papst BenediktXVI. an. „Der Papst hat Fragen gestellt, vermutlich will er darauf auch Antworten hören. Wir würden ihm seine Fragen gerne beantworten“, sagt Schüller am Karsamstag im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“.

Der Papst hat in seiner Predigt in der Chrisammesse am Gründonnerstag Bezug auf die österreichische Reformbewegung genommen. „Ist Ungehorsam wirklich ein Weg?“, hat der Papst gefragt. Und: Handle es sich dabei nicht doch nur um den „verzweifelten Drang, die Kirche nach unseren Wünschen und Vorstellungen umzuwandeln“?

Bisher, so Schüller, habe es keinen Kontakt zwischen der Pfarrerinitiative und dem Vatikan gegeben. Er verweist aber darauf, dass man schon zweimal versucht habe, mit dem Papst in Kontakt zu treten und abgewiesen worden sei. Einmal bei dessen Wien-Besuch im Jahr 2007, aber auch 2009 in Rom. Nun, so Schüller, komme den Fragen, die die Pfarrerinitiative aufgreift, langsam das Gewicht zu, das sie hätten. Die Pfarrerinitiative hat in ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“ unter anderem angekündigt, das Predigtverbot für ausgebildete Laien und Religionslehrerinnen zu missachten und sich für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt aussprechen zu wollen.

Von der Kritik des Papstes zeigt sich Schüller „angenehm überrascht“, weil der Papst auch von einer „Trägheit der Institutionen“ gesprochen und keine Sanktionen angedroht hat.



Schönborn fordert Rückzug.
Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat auf die Kritik des Papstes an der Pfarrerinitiative mit der Aufforderung, den „Aufruf zum Ungehorsam“ zurückzunehmen, reagiert. Es müsse bald eine öffentliche Klärung geben, das Wort „Ungehorsam“ könne so nicht stehen bleiben, sagte Schönborn in der „Zeit im Bild“. Schüller will den Aufruf zum Ungehorsam nicht zurückziehen. „Wir sehen in diesem Ungehorsam nichts Anstößiges“, sagt er. Schließlich hätten die rund 400 Priester, die der Initiative angehören, bei ihrem Weiheversprechen nicht gelobt, ihr Gewissen künftig nicht mehr zu betätigen. „Ein Gehorsam ohne Gewissen ist ein gefährlicher Gehorsam“, sagte Schüller.

Er verweist auch auf das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirchenreform der 1960er-Jahre einleitete und mit einem Akt des Ungehorsams teilnehmender Bischöfe begann, die sich geweigert hätten, vom Vatikan vorbereitete Dokumente zu unterschreiben.

Schwarz signalisiert Unterstützung. Zumindest teilweise Unterstützung für die Pfarrerinitiative signalisiert der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz. Er plädiert für mehr Mitspracherecht der Katholiken bei Bischofsernennungen und kann sich auch Änderungen beim Zölibat vorstellen, sagte er den „Oberösterreichischen Nachrichten“.

Der Kärntner Bischof Alois Schwarz weist indessen die Befürchtung seines steirischen Kollegen Egon Kapellari zurück, der in einem Hirtenbrief vor einer Kirchenspaltung durch die Pfarrerinitiative gewarnt hat. „Ich sehe die Einheit der Kirche nicht in Gefahr“, sagte Schwarz gegenüber der „Kleinen Zeitung“. APA/cim

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2012)

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