Erdbeben in Italien: Jede dritte Kirche zerstört

Der Dom von Mirandula wurde durch die Erdbeben - wie viele Kirchen der Region - schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Der Dom von Mirandula wurde durch die Erdbeben - wie viele Kirchen der Region - schwer in Mitleidenschaft gezogen.(c) EPA (DANIEL DAL ZENNARO)
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Die Erdbeben in Norditalien richteten schwere Schäden an den Kirchen der Region an. Der Vatikan befürchtet, dass die Kirchengelder nicht für den Wiederaufbau reichen könnten.

Durch das schwere Erdbeben in Norditalien sind hunderte Kirchen zum Teil stark beschädigt worden. Zahlreiche Kirchtürme liegen in Trümmern, jedes dritte Gotteshaus im Erdbebengebiet ist zerstört. Allein in der Provinz Modena wurden 45 zerstörte Kirchen gemeldet. In der Provinz Mantua gab es Schäden in über 100 Kirchen. Der Vatikan sorgt sich um die Gemeinden.

Die Bischofskonferenz sei nur in der Lage, für einen Teil der enormen Restaurierungskosten aufzukommen, berichteten italienische Medien am Donnerstag. Die Kirchengelder würden für den Wiederaufbau so vieler Gebetshäuser nicht ausreichen.

Dom von Mirandula stark beschädigt

Besonders stark beschädigt ist der Dom der Ortschaft Mirandola im Epizentrum des Bebens. Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert, das bereits beim vorherigen Beben stark beschädigt worden war, stürzte in sich zusammen. "Nach dem Erdbeben am 20. Mai war das Dach eingestürzt. Wir dachten, wir würden den Dom mit der Zeit wieder restaurieren, doch nach dem neuen Erdbeben am Dienstag liegt alles in Trümmern. Sogar die Glocke, eine der größten in der Gegend, ist zerstört", berichtete Dompfarrer Alex Sessayya.

Auch von der San Francesco-Kirche, einem der ältesten franziskanischen Gotteshäuser in Italien, blieben nur Trümmer übrig. Beschädigt wurde auch die Dorfkirche von Brescello, die als Schauplatz der Filmserie "Don Camillo und Peppone" international berühmt geworden war.

Viele Kirchen schwer beschädigt

In der nahe dem Epizentrum gelegenen Stadt Finale Emilia stürzte der obere Teil der Fassade der Stadtpfarrkirche ein. Ein ähnliches Bild boten zahlreiche Kirchen in den Provinzen Modena, Ferrara und Bologna. In der Gemeinde Mirabello wurde das Dach der örtlichen Kirche vollständig zerstört, in San Felice sul Panaro fiel zusätzlich ein großer Teil des Gemäuers dem Beben zum Opfer. In der Ortschaft Sant'Agostino brach ein historischer Turm ein.

Das Erdbeben führte auch zu Schäden in Padua, das etwa 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt. Dort vertieften sich bereits vorhandene Risse in den Kuppeln der Basilika des Heiligen Antonius, eines der berühmtesten und meistbesuchten Gotteshäuser Italiens.

Ein Pfarrer wurde von Kirchentrümmern erschlagen, als er gerade die Madonnenfigur aus seiner beschädigten Kirche retten wollte. Mehrere Zeitungen berichteten über das Schicksal des 65-jährigen Geistlichen aus der kleinen Ortschaft Rovereto sulla Secchia nördlich von Modena. In Begleitung zweier Feuerwehrleute war er in das Kirchengebäude geeilt, als ein Holzbalken aus dem Gewölbe brach und ihn tödlich traf.

Monumente auf erdbebengefährdetem Gebiet

In Italien sind 60 Prozent aller Monumente und kulturhistorisch bedeutenden Gebäude erdbebengefährdet, wie aus einer Studie des Kulturministeriums hervorgeht. In Gebieten mit hohem Risiko befinden sich mehr als 150.000 historische Bauten. "Italien ist ein einziges riesiges Museum", erklärten Kunstexperten. Es gebe nicht nur erhaltenswerte Kirchen und Paläste, sondern ganze Ortschaften und Städte von besonderem architektonischen Wert.

Seit Dienstag früh hatte eine Serie von Erdbeben die norditalienische Region zum zweiten Mal innerhalb von neun Tagen erschüttert. Bisher gibt es 17 Todesopfer und rund 350 Verletzte. Rund 14.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

(APA)

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