Royal Air Force: Kleinere Schritte für Frauen

Marschformation der Royal Air Force
Marschformation der Royal Air ForceManchester Evening News
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Mehrere Frauen erhalten für körperliche Probleme infolge zu großer Schrittlängen bei der Grundausbildung mehr Entschädigung als viele Kriegsversehrte.

Nach einer fünf Jahre währenden gerichtlichen Auseinandersetung haben mehrere weibliche Mitglieder der britischen Luftwaffe (Royal Air Force, RAF) einen internen Sieg spezieller Art errungen: Sie erhalten Schadenersatz und Schmerzengeld wegen Verletzungen der Hüften und Wirbelsäulen, die sie sich offenbar während der Grundausbildung zugezogen hatten: Und zwar, weil sie ihre Schrittlänge in Marschformationen auf bis zu 76 Zentimeter "hochschrauben" mussten, um mit ihren meist größeren männlichen Kollegen mithalten zu können.

Einen entsprechenden Bericht der "Daily Mail" bestätigte das Verteidigungsministerium (MoD) am Wochenende. Demnach sei es schon vor den Vorfällen mit den drei Klägerinnen an sich offizielle Politik der RAF gewesen, Frauen nicht zu größeren Schritten als solchen bis 69 Zentimeter Länge zu zwingen. Zudem sollten Frauen in gemischten Formationen an der Spitze gehen, um damit die Geschwindigkeit der ganzen Einheit zu begrenzen.

Die Klägerinnen schieden allesamt nach oder im Laufe der mehrmonatigen Grundausbildung (sie waren damals 17, 22 und 23 Jahre alt) aus dem Militärdienst aus und ergriffen andere Berufe. Die Frauen behaupten nachhaltige Schäden, die etwa zu chronischen Schmerzen geführt haben sollen - auf Röntgenbildern ließen sich tatsächlich bei mindestens einer der Klägerinnen feine Brüche im Beckenknochen nachweisen. Das MoD hatte den Damen nach Angaben von Anwälten vorgeworfen, bei der Schilderung der Symptome zu übertreiben.

"Besessenheit mit Gender-Gleichheit"

Freilich stößt die Höhe der Ersatzleistungen auf einiges Unverständnis: Pro Frau sind es demnach 100.000 Pfund, also umgerechnet fast 120.000 Euro. Nach Angaben britischer Medien ist das deutlich mehr als jene Entschädigungen, die viele im Kriegseinsatz verletzte Militärangehörige derzeit erhalten. Schwere Verbrennungen im Gesicht etwa fallen mit etwa 40.000 Pfund zu Buche, der Verlust eines Auges oder einer Hand mit 60.000 Pfund, schwere Verletzungen, die die Lebenserwartung vermutlich um mindestens fünf Jahre verkürzen, kosten das MoD 90.000 Pfund.

Der frühere britische Verteidigungsminister Gerald Howarth (2012-12) etwa schalt die hohen Kompensationen für die Frauen "absurd" - nicht zuletzt auch angesichts der aktuellen enormen Einsparungen bei den britischen Streitkräften. "Wenn die Airforce hier bei der Ausbildung irgendetwas falsch gemacht haben sollte ist es deshalb, weil die Gesellschaft vom Thema Gender-Gleichheit so besessen ist", sagte Howarth. Und: "Man sollte jedes Pfund an Kompensation mit dem gegenverrechnen, was sie (die Klägerinnen, Anm.) seither vedient haben."

Die RAF besteht derzeit laut aktuellster Statistik des Ministry of Defence (MoD) vom September 2013 aus etwa 37.000 Mitgliedern (vor zehn Jahren waren es noch 53.000). Rund 14 Prozent davon sind Frauen. (ag./wg)

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