Australiens Atheisten gegen "Jedi"-Gläubige

Für manche wie Götter: Jedi-Ritter von Star Wars
Für manche wie Götter: Jedi-Ritter von Star Warsnerdsontherocks.com
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Dass Zigtausende Australier sich bei Volkszählungen als Anhänger der Jedi-Religion deklarieren, ärgert Atheisten: Damit erschiene der Kontinent nur noch religiöser, als er in Wahrheit ist.

Zehntausende Australier machen sich seit Anfang der 2000-Jahre einen Spaß daraus, bei der alle fünf Jahre stattfindenden Volkszählung auf dem fünften Kontinent auf die Frage nach ihrer Religionszugehörigkeit "Jedi" anzugeben. Dieser Scherz kommt mittlerweile just bei Atheisten nicht mehr gut an: Besonders prononcierte Atheisten regen sich nämlich darüber drauf, dass deswegen Australien mit seinen aktuell rund 24 Millionen Bewohnern "religiöser" erscheint, als es wirklich ist.

Rechtzeitig vor der nächsten Volkszählung am kommenden Dienstag baten sie deshalb alle Bürger, "nicht-religiös" anzukreuzen, wenn sie tatsächlich an nichts glauben und nur Spaß machen. "Wenn Du Dich von alten Männern in Soutanen nicht vertreten fühlst, dann bezeichne Dich nicht als Jedi", fordert die Stiftung der Atheisten auf einem Werbeplakat, auf dem Meister Yoda und andere berühmte Vertreter des Jedi-Ordens aus der "Star Wars"-Saga zu sehen sind.

Sie weist darauf hin, dass die Statistiker alle Vertreter auch von Fantasie-Religionen in der Kategorie "Unbestimmte Religion" auflisten. Australien scheine dadurch "religiöser, als es wirklich ist".

Das Plakat der Atheisten
Das Plakat der Atheistenatheistfoundation.org.au

Die Vorsitzende der Stiftung, Kylie Sturgess, gestand, dass sie selbst schon einmal "Jedi" als ihre Religion angegeben habe. Doch bei den Statistikern komme der Scherz nicht an, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. "Außerdem kommt er langsam in die Jahre."

Wurzel: ein alter Schmäh

Der Jedi-Schmäh geht auf eine alte E-Mail-Kampagne zurück, in der fälschlich behauptet wurde, dass der australische Staat "Jedi" als Religion anerkennen muss, wenn sich mindestens 8000 Bürger dazu bekennen. Bei der Volksbefragung 2001 bezeichneten sich daraufhin über 70.500 Australier als "Jedi"-Ritter - was bedeuten würde, dass mehr Australier an die "Macht" glauben, als die Heilsarmee Mitglieder hat. Zehn Jahre später waren es immer noch 64.390 Jedi-Jünger.

"Jedi-Gläubige" gibt es in großer Zahl auch in Neuseeland, Kanada sowie England und Wales. Bei der Volksbefragung vor zehn Jahren in England und Wales gaben 390.000 Menschen - und damit sieben Prozent der dortigen Bevölkerung - ihre Religion mit "Jedi" an. In den dortigen Statistiken zählen sie allerdings als Atheisten.

Atheisten sind auch religiös

Kritiker aus dem Umfeld von Agnostikern und Logikern wenden währenddessen ein, dass Atheisten ihrerseits in Wahrheit auch nur eine Form von Gläubigen sind: Immerhin glauben sie daran, dass es keinen Gott gibt, was logisch und praktisch genausowenig beweisbar ist wie der Glauben an einen Gott, aber genau so eine Überzeugung. Sich bei der Volkszählung als Atheist zu deklarieren sei demnach genauso ein religiöses Bekenntnis, ließe Australien ungewollt und unbedacht erst recht religiöser erscheinen und sei letztlich ein Schuss der Atheisten ins eigene Knie.

(ag./wg)

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