Ein Heim oder eine Wohnung kann sich der 76-Jährige Japaner Masafumi Nagasaki nicht als Alterswohnsitz vorstellen. Seit 20 Jahren verbringt er seine Pension auf der tropischen Insel Sotobanari - fernab von jeder Zivilisation. Es sei eines der Wichtigsten Dinge, einen Platz zum Sterben zu finden, erzählt der Pensionist der Nachrichtenagentur Reuters. Und hier habe er ihn gefunden.
In den ersten Jahren seines Aufenthalts hat er immer wieder Kleidung getragen. Mittlerweile sieht er aber seine Nacktheit als eine Art Uniform für das Leben in der Natur. Nur am Kopf trägt er ein Tuch, wenn er seinem straff organisierten Tagesplan nachgeht: Dehnen, kochen, essen, aufräumen und Körperpflege stehen am Programm, solange es Tageslicht gibt und bevor ihm die Insekten das Leben schwer machen.
Einmal pro Woche wirft er sich Gewand über, um mit dem Boot zur nächsten Siedlung zu fahren. Dann kehrt er mit Lebensmitteln, Trinkwasser und dem Rest des Geldes, das ihm seine Familie regelmäßig schickt, auf die Insel mit einem Kilometer Durchmesser zurück. Sie liegt näher bei Taiwan als bei Japans Hauptstadt Tokio.
Früher hat Nagasaki kurz als Fotograf und später auf der "dünkleren Seite" der Unterhaltungsindustrie gearbeitet, wie er es mystisch beschreibt. Als die Pension kam, wollte er dann alles hinter sich lassen.
Nur einmal hat sich die Natur hier gegen den 76-Jährigen mit der ledrigen Haut gewandt: Ein Taifun hat all seine Habseligkeiten hinweggefegt. Damals dachte er, dass ein Leben in der Einöde nicht möglich sei. Mittlerweile hat sich das geändert. Er plant jedenfalls nicht, wieder abzureisen: "Hier zu sterben, umringt von der Natur - das ist unschlagbar," sagt Masafumi Nagasaki.