Heer-Jets: Geheime US-Flieger abgefangen

Eine geheime amerikanische Fluglinie wurde enttarnt - Auslöser war ein Luftzwischenfall über St. Pölten.

Washington (rie). Die Mitarbeiter der österreichischen Luftraumüberwachung hatten ein gutes Gespür. Etwas kam ihnen verdächtig vor an dem Flug, den die zivile US-Firma "Tepper Aviation" für den 21. Jänner 2003 angemeldet hatte. Also gaben sie Alarm. Um 9.46 Uhr starteten Draken-Abfangjäger von Linz-Hörsching und fingen die Maschine vom Typ Hercules AC-130 über St. Pölten ab.

Man zwang die Hercules, die über auffallend viele Antennen verfügte, zwar nicht zur Landung. Es wurden allerdings Fotos gemacht und Österreich reichte bei den USA offiziell Beschwerde gegen den Überflug eines mutmaßlichen Militärflugzeugs ein.

Fraglich ist, ob dem Verteidigungsministerium in Wien klar war, wer hinter dem Flug steckte: niemand geringerer als der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA. Wie die "New York Times" jetzt berichtete, gehört die Hercules mit der Registrierungsnummer N8183J zur geheimen Luftflotte der CIA. Die Meldung Österreichs über das "pseudo-zivile Flugzeug" dürfte das Interesse an der Hercules und der angeblichen Besitzerfirma "Tepper Aviation" (TA) weiter geschürt und mit dazu beigetragen haben, dass die Involvierung der CIA öffentlich bekannt wurde.

Über drei Scheinfirmen - "Tepper Aviation", "Pegasus Technologies" und die größte, "Aero Contractors" - betreibt der US-Geheimdienst eine regelrechte Fluglinie: von luxuriös umgebauten Boeing 737 Business Jets über Kleinmaschinen vom Typ Gulfstream V bis zu militärischen Transportmaschinen; insgesamt 26 Flugzeuge.

"Wenn die Administration der CIA einen Auftrag gibt, dann deswegen, weil sie nicht groß verkünden will, dass die US-Regierung dahinter steckt", erklärt Jim Glerum, einstiger CIA-Agent, der Zeitung. Die CIA nützt die zivile Tarnung unter anderem, um Terrorverdächtige zu Befragungen in verschiedene Länder der Welt zu fliegen, wo man bei den Verhörmethoden weniger zimperlich vorgeht. Zusätzliche werden US-Agenten unauffällig zu Einsätzen ins Ausland gebracht.

In einem Zivilflugzeug von "Aero Contractors" wurde auch der deutsche Staatsbürger Khaled al-Masri entführt und nach Afghanistan verfrachtet, bevor man ihn nach mehreren Wochen wieder frei ließ: Der amerikanische Auslandsgeheimdienst hatte ihn für einen Terroristen gehalten, jedoch schlicht seine Identität verwechselt.

Zum Zwischenfall über Österreich schreibt die "New York Times", Zivilflugzeuge würden eingesetzt, um Auflagen von manchen Ländern bei militärischen Flügen zu umgehen. "Aber die Tarnung kann versagen", wie der Vorfall in Österreich gezeigt habe, so die Zeitung.

Schon im Vietnam-Krieg hatte die CIA geheim eine Fluglinie betrieben. Mit "Air America" flog der Geheimdienst Gefangene aus, unterstützte verdeckte Operationen und unternahm Aufklärungsflüge.

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