Katholische Kirche: Rom zu Kondom: Nein, aber

Ein Kurien-Kardinal weicht die bisherige strikte Vatikan-Linie auf.

ROM/MADRID (red., ag.). Kondome machen weiterhin kirchliche Schlagzeilen. Im Zusammenhang mit der kurzfristig abweichlerischen Haltung der spanischen Bischöfe in der Frage hat der Vatikan am Donnerstag zwar sein Verbot von Kondomen - selbst im Kampf gegen Aids - bekräftigt. Gleichzeitig durchlöcherte ein einflussreicher Kirchenführer aber erstmals die strikte Ablehnung anhand eines Spezialfalls.

Demnach dürfen sich Frauen, deren Ehemänner aidskrank sind, mit Kondomen vor der Krankheit schützen. "Wir akzeptieren den Gebrauch von Präservativen nicht, nicht einmal zur Lösung des Aids-Problems", betonte der "Gesundheitsminister" des Vatikans, Kardinal Javier Lozano Barragan. Stattdessen setze die katholische Kirche auf Keuschheit und Enthalt-samkeit, sagte der Kurienkardinal der römischen Zeitung "La Repubblica". Die Position von Papst Johannes Paul II. in dieser Frage sei vollkommen klar.

"Um das Leben zu verteidigen, muss Aids mit allen Mitteln bekämpft werden, aber immer im Rahmen zweier Prinzipien: Seid keusch, und treibt keine Unzucht," sagte der mexikanische Kurienkardinal.

Eine Frau kann von ihrem HIV-infizierten Ehemann allerdings den Gebrauch eines Kondoms beim ehelichen Geschlechtsverkehr verlangen, um sich selbst gegen die Krankheit zu schützen, räumte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Krankenseelsorge ein. Lozano Barragan erklärte, dieser Spezialfall gehöre zum "Recht auf Selbstverteidigung", wie es die Kirche stets vertreten habe. Zuvor hatte Juan Antonio Martinez Camino, der Sprecher der spanischen Bischofskonferenz, für weltweite Schlagzeilen gesorgt, als er nach einem Treffen mit Gesundheitsministerin Elena Salgado sagte: "Kondome haben bei der integralen und globalen Aids-Vorbeugung ihren Platz." Die Kirchenobersten reagierten darauf wie immer bei Vorstößen liberaler Bischöfe, sie übten Druck aus. Ein Vatikan-Experte: "Die Spanier wurden glattgebügelt."

In der Tat, nur wenige Stunden nachdem die Äußerungen von Martinez Camino die Runde gemacht hatten, machte die Bischofskonferenz in Madrid einen Rückzieher und behauptete, ihr Sprecher sei falsch verstanden worden. Bei der Benutzung von Präservativen handle es sich weiterhin um "unmoralisches Verhalten". Damit ist Spaniens Kirche wieder auf Linie: Johannes Paul II. hat sich wiederholt gegen den Gebrauch von Kondomen ausgesprochen. Am Donnerstag empfing der Papst dann die Bischöfe von acht spanischen Diözesen im Zuge ihres schon vor Monaten geplanten "Ad-limina-Besuchs" in Audienz.

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