Trevi-Brunnen: Geld in rauen Tonnen

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Rom-Touristen versenken im Trevi-Brunnen trotz Krise immer mehr Münzen, heuer steht ein Rekordjahr bevor. Das Geld aus dem Wasserbecken geht an die Caritas.

Rom. Achtung, jetzt: Rücken zum Wasser, Münze in die linke Hand nehmen, Hand auf die Höhe der linken Schulter heben, lächeln – fürs Foto – und dann die Münze nach hinten in den Trevi-Brunnen werfen. Dann kommt der Mensch mit Sicherheit nach Rom zurück.

So lautet die Legende, der finanzkreative Köpfe noch eins draufgesetzt haben: Für zwei Münzen revanchiert sich Fortuna ganz bestimmt mit einem römischen Liebhaber (oder einer Liebhaberin); die Ehe mit dem- oder derselben verlangt nach drei Geldstücken. Bei Nichtgefallen gibt's allerdings kein Geld zurück. Und Eingetragene Partnerschaften sind im Leistungskatalog des Brunnens gar nicht vorgesehen: Auch das Glück muss sich schließlich an die italienischen Gesetze halten.

Wie auch immer: Für täglich Zehntausende von Rom-Touristen gehört der Münzwurf in den Trevi-Brunnen zum Pflichtprogramm. Und während unvorsichtig-seligen Gästen im Gewühle um den Brunnen gleich die ganze Geldbörse aus der Tasche gezogen wird, versinken auch im barock umspielten Wasser immer größere Reichtümer.

Noch vor zwei Jahren haben die offiziellen Brunnenputzer – inoffizielle zieht die Polizei immer wieder an Land – 838.000 Euro aus dem Wasser gefischt, 2011 waren es schon 951.000 Euro, und das laufenden Jahr hat der internationalen Krise zum Trotz das Zeug zum Allzeitrekord: 540.000 Euro rückte der Trevibrunnen allein in den ersten sechs Monaten heraus. Die Zahlen stammen vom katholischen Caritasverband, dem die Stadt das lukrative Gewässer zugeschlagen hat und der das Geld für seine sozialen Zwecke verwendet.

Auf Münzenstehlen steht Haft

Dabei sind die Zahlen für 2012 noch vorläufig; sie geben nur die Euromünzen wieder. Der Rom-Tourismus ist komplett globalisiert; unter den nassen Füßen von Neptun landet Hartgeld aus aller Welt. Was es wert ist, stellt sich erst nach dem Wechseln heraus. Deshalb bemisst die Caritas ihre Ernte lieber nach Gewicht: 26,4 Tonnen waren es 2010, danach 29,2 Tonnen, läuft das aktuelle Jahr so weiter, dann endet es bei 35 Tonnen.

Gewarnt sei aber, wer aus dem Trevi-Brunnen seine Urlaubskassa nachfüllen will: Die Stadt bestraft Diebe mit Haft. Geld versenken ist demgegenüber nachgerade billig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2012)

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