Fische vor Fukushima sind weiter mit Strahlen belastet

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Forscher vermuten, dass noch Radioaktivität austritt oder im Sediment konzentriert ist. Für gewöhnlich wird Radioaktivität von Meeresgetier relativ rasch wieder ausgeschieden.

Wien/Tokio/Jl. Von dem Dreifachschlag, der am 11. März 2011 Fukushima traf – Erdbeben, Tsunami, Reaktorkatastrophe –, forderten die ersten beiden Teile um die 20.000 Opfer. An der Radioaktivität hingegen starb niemand. Allerdings hat sie die Region teilweise unbewohnbar gemacht und vor allem das Meer verstrahlt, 80 Prozent der freigesetzten Radioaktivität gelangten dorthin.

Und irgendetwas strahlt dort immer noch, das zeigt sich in den Fischen, die das japanische Landwirtschaftsministerium auf Strahlung misst. Die Ergebnisse von 8500 Proben sind publiziert, der US-Meeresbiologe Ken Buesseler hat die Daten ausgewertet und seinen Befund in Science publiziert: Demnach ist der größte Teil der Fänge vor Japans Nordostküste unbedenklich – obwohl die Behörden die Grenzwerte für radioaktives Cäsium nach der Havarie von 500 auf 100 Becquerel pro Kilo herabsetzten. Aber was direkt vor Fukushima in die Netze geht, hat zu über 40 Prozent überhöhte Werte, einzelne Fische trugen 25.000 Becquerel pro Kilo in ihren Körpern.

Für gewöhnlich wird Radioaktivität von Meeresgetier relativ rasch wieder ausgeschieden, ein paar Prozent pro Tag – bei Süßwasserfischen ist es anders –, also vermutet Buessler, dass immer wieder neuer strahlender Nachschub kommt. Der findet sich vor allem in Fischen, die unten im Meer leben, nahe an den Sedimenten („Grundfische“). Weiter oben im Wasser ist die Lage weniger dramatisch. Es kommt also entweder immer wieder neue Radioaktivität aus den havarierten Reaktoren und sinkt rasch hinab – oder es gibt unten im Sediment Hotspots, Punkte, an denen sich viel Cäsium angesammelt hat. Was es ist, will Buesseler auf einem wissenschaftlichen Symposium im November in Tokio klären.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2012)

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