Franzosen trinken weniger Wein

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Pro Kopf konsumieren die Franzosen 57 Liter Wein im Jahr, 1965 waren es noch 160 Liter. Die präventiven Kampagnen funktionieren offenbar. Die Weinbauern verlegen sich jetzt auf den Export.

Paris/r. b. Eine Konsumstudie hat die französischen Weinproduzenten in ihrer Gewissheit erschüttert, die weltweit besten zu sein. Die schlechte Nachricht für sie ist nicht etwa, dass ihre Landsleute fremdgehen statt ihres Bordeaux oder Beaujolais lieber Chianti oder Rioja trinken, nein, sie konsumieren ganz einfach immer weniger Wein. Tranken 1965 die über 15-Jährigen durchschnittlich noch sage und schreibe 160 Liter pro Jahr, ist dieser Pro-Kopf-Verbrauch auf 57 Liter gesunken. Darüber freuen sich Mediziner, die seit Langem vor Alkohol im Übermaß warnen, und Experten für Verkehrssicherheit.

Die präventiven Kampagnen funktionieren offenbar. Strengere Alkoholkontrollen mahnen die Autofahrer zur Mäßigung. Dass dies ein wesentlicher Faktor für Reduktion des Weinkonsums ist, bestätigte Caroline Plot von der staatlichen Institution FranceAgriMer. Sie stellte in der Weinstadt Bordeaux eine Studie des Landwirtschaftsministeriums vor, laut der sich das Konsumverhalten vor allem in den vergangenen Jahren rasant verändert hat. 2005 gaben noch 21 Prozent an, jeden Tag Wein zu trinken, 2010 waren es nur noch 17 Prozent. Trotzdem bezeichnen sich  45 Prozent der Französinnen als „gelegentliche“ Weintrinker. Für sie ist der Wein nicht wie früher das fast obligate Tischgetränk, sondern ein kleiner Luxus zu besonderen Anlässen oder bei der Entspannung am Wochenende.

Die Tendenz geht dahin, lieber weniger zu trinken und dafür die Qualität zu bevorzugen, auch wenn das Budget der Durchschnittsverbraucher in Krisenzeiten nicht immer für Spitzenweine reicht, auf denen das Renommee der französischen Weinbauern basiert. Trotzdem wird unvermindert Wein produziert. Der Rückgang des Binnenkonsums verstärkt deshalb den Druck, vermehrt zu exportieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2012)

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