Newtown: Schule bleibt während Untersuchungen geschlossen

Mike Tadry von der christlichen
Mike Tadry von der christlichen "New Harvest"-Kirche verteilt hözerne Kreuze an Angehörige der Opfer.(c) REUTERS (MIKE SEGAR)
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Die Bewohner haben sich am Montag auf die ersten Beerdigungen vorbereitet. Die Kinder werden bei verschiedenen Aktivitäten abgelenkt.

Nach dem Amoklauf mit 27 Toten im US-Bundesstaat Connecticut könnte die betroffene Grundschule noch mehrere Monate lang geschlossen bleiben. Die Polizei werde das Gebäude in der Stadt Newtown so lange absperren, bis die Untersuchungen abgeschlossen seien, sagte der Sprecher der Polizei in Connecticut, Paul Vance, am Montag bei einer Pressekonferenz. "Ich kann nicht sagen, wie lange das dauern wird. Ich vermute, Monate." Auch das Haus der Mutter des Todesschützen, in dem ihre Leiche gefunden worden war, bleibe bis auf Weiteres abgesperrt.

Die Polizei sei weiter damit beschäftigt, Zeugen zu verhören. "Es gibt viele, viele Zeugen und wir werden nicht aufhören, bis wir jeden einzelnen davon befragt haben." Kinder würden nur im Beisein speziell ausgebildeter Experten und ihrer Eltern vernommen. "Das behandeln wir sehr feinfühlig." Auch die Untersuchung der gefundenen Beweismittel - darunter auch elektronische Beweise - habe bereits begonnen. Nähere Einzelheiten wollte Vance nicht nennen.

Zwei Erwachsene hätten das Massaker überlebt, sagte Vance. Sie hätten Schusswunden erlitten und erholten sich derzeit in Krankenhäusern. Die Polizeibeamten, die als Erste am Tatort eintrafen, hätten zudem "viele Leben gerettet", sagte Vance, wollte diese Aussage aber nicht näher erklären.

Schulen wegen Verdächtigem geschlossen

Die Schulen im Bundesstaat Connecticut sind am ersten Schultag nach dem Attentat in einem Alarm-Zustand. Im 30 Kilometer von Newtown entfernten Ridgefield sind am Montag alle Schulen wegen einer "verdächtigen Person" geschlossen worden. Nach zwei Stunden gab es Entwarnung: Bei einer Durchsuchung sei keine "gefährliche Aktivität" entdeckt worden, teilte die Polizei mit.

In Los Angeles im westlichen Bundesstaat Kalifornien wurde derweil ein Mann festgenommen, der im Internetnetzwerk Facebook gedroht hatte, mehrere Grundschulen anzugreifen. Die Festnahme sei am Sonntag erfolgt und die Polizei habe im Haus des Mannes mehrere Waffen gefunden, berichtete der Sender NBC4.

Erste Beerdigungen

Die Bewohner von Newtown haben sich am Montag auf die ersten Beerdigungen vorbereitet. Am Nachmittag (Ortszeit) sollten zwei der insgesamt 20 getöteten Kinder zu Grabe getragen werden, berichtete der Nachrichtensender CNN: Das jüngste Opfer, der erst vor wenigen Wochen sechs Jahre alt gewordene Noah Pozner, und der ebenfalls sechs Jahre alte Jack Pinto.

Pinto sei großer Fan des Football-Teams New York Giants gewesen. Um ihm zu gedenken, hatte der Giants-Spieler Victor Cruz bei einer Partie am Wochenende den Namen des Buben auf sein Trikot geschrieben: "Ruhe in Frieden, Jack Pinto. Mein Held - das hier ist für dich." Am Dienstag, Donnerstag und Freitag soll jeweils ein weiteres Kind beerdigt werden.

Die Schulen in Newtown sollten am Montag geschlossen bleiben. Anstelle dessen hätten lokale Vereine Aktivitäten wie Sport, Brettspiele, Zeichnen organisiert, um die Kinder zu beschäftigen, berichteten US-Medien.

Ehemann der Direktorin "wütend"

Der Ehemann der getöteten Direktorin Dawn Hochsprung war nach eigener Aussage zunächst wütend, dass seine Frau sich selbst in Gefahr brachte. "Dawn hat sich selbst in Gefahr gebracht. Und ich war wütend darüber. Wütend", sagte George Hochsprung am Montag dem Fernsehsender CNN. Seine Wut habe sich erst gelegt, als er mit zwei ihrer Kolleginnen gesprochen habe. Da habe er erfahren, dass seine Frau "mit mindestens einer anderen Lehrerin rausging und versuchte, den Schützen zu beruhigen".

Ihre beiden Kolleginnen habe seine Frau angewiesen, sich in ihrem Besprechungsraum zu verstecken, berichtete George Hochsprung weiter. Sie selbst habe sich aber auf dem Gang dem Schützen entgegen gestellt. "Sie hätte das vermeiden können", sagte der Witwer. "Aber sie tat es nicht." Er wisse aber, dass seine Frau nicht anders handeln konnte. "Daher bin ich nicht mehr wütend. Ich bin nicht wütend", sagte George Hochsprung, bevor er leise hinzufügte: "Ich bin nur sehr traurig". Da er viel älter als seine Frau sei, habe er nicht erwartet, sie zu überleben, sagte der Mann, der bei dem Interview umgeben von seinen und ihren Kindern aus früheren Beziehungen zu sehen war.

(APA/dpa)

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