Immer mehr US-Bürger wollen schärfere Waffengesetze

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Nach dem Massaker an einer Volksschule werben Demokraten für ein Verbot von Sturmgewehren. Die Hälte der US-Bürger will schärfere Regelungen.

Nach dem Amoklauf an einer US-Volksschule in Connecticut nimmt die Debatte um eine Verschärfung des US-Waffenrechts an Fahrt auf. Der bisher als Befürworter von Waffen geltende demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, kündigte am Montag für diese Woche den Beginn einer Debatte zur Änderung von "Gesetzen und Kultur" an. Der 20-jährige Amokläufer Adam Lanza hatte am Freitag 20 Schüler der Volksschule sowie sechs Erwachsene getötet. Zuvor erschoss er zuhause seine Mutter. Nach dem Blutbad nahm er sich das Leben.

Knapp 158.000 US-Bürger unterschrieben seit dem Amoklauf eine Petition für ein schärferes Waffenrecht. Damit wurde ein Rekord bei einem an die US-Regierung gerichteten Online-Begehren erreicht.

Eine am Montag veröffentlichte Erhebung der Nachrichtenagentur Reuters und des Meinungsforschungsinstituts Ipsos ergab unterdessen, dass 50 Prozent der Befragten dafür plädierten, den Waffenbesitz strenger zu regeln. In einer Umfrage kurz vor der Bluttat an der Sandy Hook Elementary School am Freitag befürworteten lediglich 42 Prozent einen solchen Schritt.

Demokraten: Verbot von Sturmgewehren

Die demokratische Senatorin Dianne Feinstein kündigte an, am 3. Jänner, dem ersten Tag der neuen Legislaturperiode, ein neues Waffengesetz in den Kongress einzubringen. Die Initiative werde ein Verbot von Sturmgewehren und von Magazinen mit mehr als zehn Patronen vorsehen. Sie äußerte sich zuversichtlich, dass US-Präsident Barack Obama diesen Vorstoß unterstützen werde.

Auch der demokratische Senator Joe Manchin, der in der Vergangenheit in einem politischen Werbespot einmal mit einer Waffe auf eine Vorlage für ein Gesetz gegen die Erderwärmung schoss, schlug eine Erneuerung des Verbots von Sturmgewehren vor. "Nie zuvor haben wir erlebt, dass unsere Kinder abgeschlachtet werden", sagte Manchin dem Sender MSNBC.

Republikaner: Gesetze "ernsthaft überprüfen"

Der republikanische Senator Marco Rubio ließ über seinen Sprecher erklären, zwar bleibe er ein Befürworter des Rechts auf das Tragen von Waffen, dennoch müssten die Gesetze "ernsthaft überprüft" werden, um "Massenschießereien" in Zukunft zu verhindern. Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg forderte ein sofortiges Handeln, um die Zahl von geschätzten 30.000 Toten durch Schusswaffen in den USA pro Jahr zu verringern.

Das Weiße Haus erklärte, strengere Waffengesetze seien nur ein Teil der Lösung. Zugleich müsse auch die Behandlung von psychischen Krankheiten verbessert werden. Die Bluttat an der Volksschule im Bundesstaat Connecticut vom Freitag sei "außergewöhnlich in ihrer Abscheulichkeit", sagte Regierungssprecher Jay Carney. Die Antwort auf solche Taten sei "komplex" und bedürfe mehr als eines Waffengesetzes.

US-Präsident Barack Obama hatte bereits kurz nach dem Massaker politische Konsequenzen angekündigt und seine Aufforderung zum Handeln am Sonntag bei einer Trauerfeier bekräftigt. Ein Sprecher von Obama sagte, der Präsident werde sich in den kommenden Wochen näher zu seinen Plänen äußern. Generell befürworte Obama aber ein Verbot von Sturmfeuerwaffen.

Waffenlobby schweigt

Die einflussreiche Waffenlobby hielt sich in sozialen Netzwerken in den Tagen seit dem Amoklauf in Newtown deutlich zurück. Die Facebook-Seite der National Rifle Association (NRA) war am Montag nicht verfügbar, und über den Haupt-Account der NRA beim Kurznachrichtendienst Twitter wurden seither keine Nachrichten verbreitet. An der Wall Street fielen am Montag die Kurse für Wertpapiere von Waffenherstellern.

Land der Schusswaffen in Privathand

In keinem anderen Land der Welt befinden sich mehr Schusswaffen in Privathand als in den Vereinigten Staaten. Die US-Verfassung gibt den Bürgern grundsätzlich das Recht, Waffen zu besitzen und zu tragen. >> Mehr: Zahlen und Fakten

(APA/Reuters/AFP)

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