Mutter des Amokschützen bleibt ein Rätsel

Reuters
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Freunde zeichnen ein widersprüchliches Bild von Nancy Lanza. Entgegen ersten Medlungen arbeitete sie nicht in der Schule, in der ihr Sohn ein Blutbad anrichtete.

In einem Fall voller unbeantworteter Fragen bleibt die Mutter des Amokschützen von Connecticut das eigentliche Rätsel. Während in den Medienberichten und Diskussionen über die Bluttat des 20-jährigen Adam Lanza an einer Grundschule im Ort Newtown fast ausschließlich die 20 getöteten Kinder und sechs Schulangestellten erwähnt werden, scheint es fast, als ob Nancy Lanza gar nicht existiert hätte. Dabei war die Mutter am Freitag das erste Opfer ihres Sohnes, als dieser ihr mit einer ihrer eigenen Waffen in den Kopf schoss. Freunde zeichnen ein widersprüchliches Bild von Nancy Lanza.

Die Persönlichkeit dieser blonden Frau, die auf den im Fernsehen gezeigten Bildern fröhlich und lächelnd erscheint, bleibt wenige Tage nach dem Amoklauf ihres Sohnes für viele ein Mysterium. Inmitten zahlreicher Gerüchte und unbestätigter Medienberichte, ergibt sich von Nancy Lanza das Bild einer Person mit einem Doppelleben: auf der einen Seite die typische Vorort-Mutter - eine Überlebenskünstlerin mit einem Arsenal tödlicher Waffen in einer Vorzeigevilla auf der anderen Seite.

Mutter und Sohn: Keine Verbindung zu Schule

Die einzig gesicherten Fakten über Nancy Lanza sind, dass sie von einem Manager des Energiekonzerns General Electric geschieden ist, in einem schönen Haus in einem gut situierten Stadtteil von Newtown lebte und dass sie mehrere Waffen besaß, darunter das Bushmaster-Sturmgewehr und zwei halbautomatische Handfeuerwaffen, die ihr Sohn gegen sie und seine Opfer in der Grundschule richtete, bevor er sich selbst tötete.

In den ersten Stunden nach dem Blutbad hieß es zunächst fälschlicherweise in Medienberichten, Nancy Lanza habe als Lehrerin an der Schule gearbeitet. Inzwischen ist aber klar, dass weder sie noch ihr Sohn eine Verbindung zu der Schule hatten.

Widersprüchliche Beschreibungen

Nancy Lanza sei ein "Prepper" gewesen, jemand, der sich darauf vorbereitet, im Katastrophenfall oder dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft zu überleben, sagte ihre frühere Schwägerin Marsha Lanza im US-Fernsehen. Andere beschreiben Nancy Lanza dagegen nicht als Waffennärrin, sondern als sanfte und liebevolle Frau, die - wie viele US-Bürger - zufällig das Schießen liebte. Sie sei mit ihren Waffen "sehr verantwortungsbewusst" umgegangen, sagte beispielsweise ein Freund dem Sender CNN.

Ein anderer Freund sprach von ihrer "großen Moral". Ein weiterer, John Bergquist, nannte Nancy Lanza eine "reizende Frau". "Sie brachte einen einfach zum Lächeln, wenn man den Raum betrat."

Offenbar schien sich Nancy Lanza vor allem um ihren Sohn zu kümmern, der als ungewöhnlich klug aber sozial merkwürdig beschrieben wird. Im Gegensatz zu seinem 24 Jahre alten Bruder, der als Steuerexperte in die Fußstapfen seines Vaters trat, wohnte Adam weiter bei seiner Mutter. Wirklich gekannt haben soll ihn kaum jemand.

Lanza wollte Newtown verlassen

Nancy Lanza habe Adam zuletzt zu Hause unterrichtet, sagte Marsha Lanza CNN. Freunde der Getöteten sagten dem Sender am Montag, Nancy Lanza habe Newtown mit Adam im kommenden Jahr verlassen wollen, um nahe einer Universität zu sein, die für ihr schwieriges Kind geeignet sei.

Die Polizei erklärte, sie verfüge über Erkenntnisse zum Tod von Nancy Lanza sowie über die Umstände, die ihren Sohn dazu trieben, das Blutbad an der Sandy-Hook-Grundschule anzurichten. Möglicherweise wird eines Tages mehr über Nancy Lanza bekannt. Doch welche Geheimnisse sie auch immer hatte - sie hat sie mit ins Grab genommen, als ihr Sohn sie zuhause erschoss.

(APA/AFP)

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